Isny (ben). Der einzige Notar in Isny ist vom Landgericht Ravensburg vom Dienst suspendiert worden. Ihm wird Untreue in Zusammenhang mit einer Testamentsvollstreckung vorgeworfen. Es handelt sich um Geld in Höhe einer sechsstelligen Summe', sagte Oberstaatsanwalt Gerhard Schurr. Der Notar aus Isny soll sich rechtswidrig an einem Nachlass bereichert haben. Ein Mitarbeiter fand verdächtige Unterlagen und leitete diese an das Landgericht weiter. Der Präsident des Landgerichts ordnete die sofortige Suspendierung an.
Im Notariat in Isny hieß es , der Beschuldigte sei krank geschrieben. Notarielle Geschäfte erledige derzeit sein Notarvertreter. Dieser wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern und sagte lediglich, dass sein Kollege krank sei.
In Deutschland arbeiten derzeit etwa 9000 Notare. In Baden-Württemberg gilt für diesen Berufsstand eine besondere Regelung: Die meisten der Notare sind nicht Volljuristen mit Staatsexamen, sondern haben eine fünfjährige Ausbildung an der Notarakademie in Baden-Württemberg erhalten und sind Beamte im höheren Dienst. Beamtete Notare heißen Bezirksnotare. Notare sind für Beurkundung von Rechtsgeschäften jeglicher Art und die Beglaubigung von Unterschriften zuständig. In Isny suchen die Bürger vor allem bei Grundstücksübertragungen, Eheverträgen, Vorsorgevollmachten, bei der Gründung eines Unternehmens, bei Vereinsregisteranmeldungen oder eben bei einer erbrechtlichen Verwaltung einen Notar auf.
Auch die Stadtverwaltung arbeitet in vielen Projekten, zum Beispiel bei der Gründung der Großfamilienstiftung der Brüder Karl und Jakob Immler, mit dem hiesigen Notariat zusammen. Zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft wollten sich weder Bauamtsleiter Claus-Dieter Fehr noch Bürgermeister Manfred Behrning äußern. Die Kriminalpolizei in Ravensburg hat ihre Ermittlungen noch nicht abgeschlossen, sagte der Pressesprecher der Polizeidirektion, Michael Kuhn.
Die Bundesnotarkammer in Berlin, die keine Aufsichtsfunktion hat aber die Interessen aller Kollegen vertritt, schätzt Suspendierungen vom Dienst als 'Extremmaßnahmen' ein. 'Ein Notar genießt das Vertrauen der Bevölkerung als Amtsträger. Schon bei einem Verdacht von Problemen wird das Land tätig', sagt Dr. Marius Kohler, Pressesprecher der öffentlichen Institution in Berlin.