Sie ist die einzige Bürgermeisterin im Oberallgäu: Monika Zeller aus Bolsterlang. Zum gestrigen Weltfrauentag beschrieb sie die heutige Situation von Frauen in Familie, Beruf, Kirche und Politik. Beim Thementag des ökumenischen Frauenkreises Sonthofen in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt Oberallgäu waren im evangelischen Gemeindezentrum der Kreisstadt alle Plätze besetzt.
Monika Zeller sei als starke Frau, ein Vorbild, kündigte die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises, Ilona Authried, die Kommunalpolitikerin an. "Wir sind Multi-Tasking-Genies, wir können mehrere Tätigkeiten und Rollen gleichzeitig ausfüllen", erklärte die 49-jährige Rathaus-Chefin selbstbewusst. Allerdings: Wie eine indische Göttin mit vielen Armen würden Frauen heute zeitgleich alles sein wollen, Mutter, Köchin, Putzfrau, Freundin, Geliebte, erfolgreich im Beruf, gut aussehend und perfekt in allen Lebenslagen. Dies sei jedoch nur schwer möglich. Daher appelliert Zeller an ihre Geschlechtsgenossinnen, dass man als Frau durchaus auch Schwäche zeigen dürfe. Aber bei Entscheidungen sollte man selbstbestimmt agieren. Die Rednerin: "Nur zufriedene Mütter haben zufriedene Kinder."
"Die Kirche grenzt Frauen aus"
Kritik übte Zeller an den kirchlichen Institutionen, die "in festgefahrenen Stellungen verharren". Frauen würden gewissermaßen sogar ausgegrenzt. Denn sie wollten Veränderungen, was für die Kirchen aber nicht infrage komme. Das Thema Landflucht unter den Frauen im Allgäu sieht die Rednerin ebenfalls als problematisch an. Viele Frauen sähen ihre Zukunft nicht mehr in den ländlichen Gemeinden. Dem müsse man entgegensteuern, sonst "werden wir familienlos."
In der Politik erkennt Zeller noch ungenutzte Karrierechancen für Frauen. So sieht es auch die ehemalige stellvertretende Landrätin Marie-Luise Hauser. "Vernetzen" sei das Zauberwort für die erfolgreiche Frau in der Gesellschaft. Erfahrenere könnten jüngere an Ämtern interessierte Frauen an die Hand nehmen, meinen Zeller und Hauser.
Dafür ist die dreifache Mutter und Bürgermeisterin ein Wegweiser. Als sie 2008 zur Kandidatur "überredet" wurde, hatte sie Respekt vor der Aufgabe. "Die Bürger waren skeptisch, ob das einer Frau zuzutrauen ist." Doch mit "Offenheit und Ehrlichkeit" - ausgesprochene Stärken von Frauen, wie sie meint - holte sie 63 Prozent. Monika Zeller hofft, dass sie andere Frauen auf diese Weise motivieren kann.
Frauenbild in den Weltreligionen
Über "das Frauenbild in den Weltreligionen" sprachen bei einer anschließenden Podiumsdiskussion die Frauenseelsorgerin Ida-Anna Braun, Pfarrerin Antje Pfeil-Birant, die Islamwissenschaftlerin Derya Shahan und Ibo Gauter von der israelitischen Kultusgemeinde sowie die Buddhistin Ramona Kramp. Der muslimische Frauenkreis Oberallgäu hatte für die Veranstaltung ein internationales Buffet zubereitet.