Anton Stiefenhofer hat sich der Imkerei verschrieben. Von Nicole Siebert Kempten/Wiggensbach'Wir züchten nur sanftmütige Rassen', betont Anton Stiefenhofer. Keine Angst, der Wiggensbacher hat sich nicht etwa auf die Vermehrung von Kampfhunden spezialisiert. Seine Liebe gilt den Bienen. Speziell der Carnica-Biene, eine widerstandsfähige Rasse, die im Allgäu weit verbreitet ist. Seit kurzem hat Stiefenhofer das erreicht, was nur wenige in Kempten und dem Altlandkreis geschafft haben: die Prüfung zum Imkermeister. Mit ihm hat sich auch Franz Navratil aus Kempten den Prüfern an der Landesanstalt für Bienenzucht in Erlangen gestellt.
'Eigentlich bin ich mit Bienen aufgewachsen', erzählt Stiefenhofer. So war es kein Wunder, als sich der Wiggensbacher vor 25 Jahren fünf Völker dieser emsigen Nektarlieferanten angeschafft hat. Heute ist er der Chef über 60 Bienenvölker und das sind pro Volk im Sommer bis zu 80 000 Insekten. Außerdem ist er Vorsitzender des imkervereins Kempten. Einfach ist die Bienenzucht freilich nicht. Denn nur wer die richtige Fachkenntnis über die gelb-schwarzen Hautflügler habe, der könne die Insekten auch an sich binden und dann zwei Mal im Jahr Honig ernten. Tägliche Besuche am Bienenstock und Pflege und Aufzucht der Bienen sind für den Imker Pflicht. Dann kann es auch nicht passieren, dass sich die Hautflügler plötzlich aus dem Staub machen. 'Wenn den Bienen ihre Beute, so nennt man ihre Wohnung nämlich zu eng wird und eine neue Königin gezeugt wurde, dann zieht die alte Regentin aus dem Stock aus. Allerdings nicht ohne den größten Teil des Bienenschwarms mitzunehmen. Ist der Imker dann nicht sofort zur Stelle und verpflanzt den Schwarm in eine neue Beute, so kann es sein, dass seine Honiglieferanten bald in alle Himmelsrichtungen verschwunden sind.
Lammfromm, sanftmütig und sammeleifrig so wünschen sich Imker die Honigbiene. 'Wir züchten Rassen mit diesen Eigenschaften', erzählt Stiefenhofer und streichelt dabei einige seiner Insekten. Ein kleines Volk hat er immer in einem Behälter dabei, um auch Schul- und Kindergartenkindern Angst vor den Insekten zu nehmen. 'Erst vor kurzem haben wir einen Bienenlehrpfad eröffnet', erzählt Stiefenhofer, der auch einen Bienenlehrstand hat und Schüler in die Geheimnisse der Bienenzucht und honiggewinnung einweiht.
Bienen mögen keinen Zug
Doch der Imker hat es nicht nur auf den süßen Brotaufstrich abgesehen. Neben Blütenpollen und Gelée Royale (siehe Wortweiser) gewinnen sie ein Harz namens `Propolis`. 'Wir motivieren die Bienen, dass sie mehr nach `Propolis` fliegen', erzählt der Fachmann. Aus diesem Harz produzieren die Insekten ein Antibiotikum für ihren eigenen Bedarf. Und nur im Notfall rücken sie es heraus. Der tritt ein, wenn es irgendwo in der Beute zieht. Dann verschließen sie in Windeseile mit Propolis die Zuglöcher. Dies macht sich Stiefenhofer zu Nutze indem er den Deckel des Bienenstocks abnimmt und mit einem löchrigen Gitter abdeckt. Das somit gewonnene Naturprodukt verarbeitet er zu einer Tinktur, die beispielsweise Wunden und Insektenstiche lindert.