Finanzmarktkrise Chefs von Sparkasse und Raiffeisenbank machen im Kreistag Mut - Regionalbanken als "tragende Säulen"">

Artikel: "Lage heftig, aber beherrschbar"

25. Oktober 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Finanzmarktkrise Chefs von Sparkasse und Raiffeisenbank machen im Kreistag Mut - Regionalbanken als "tragende Säulen"

Sonthofen/Oberallgäu | uw | Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken sind die stabilisierenden Säulen des deutschen Bankensystems - in der aktuellen Krise mehr denn je. Diese Auffassung vertraten gestern vor dem Oberallgäuer Kreistag die Bankchefs Rainer Schaidnagel (Raiffeisenbank Kempten) und Martin Haf (Sparkasse Allgäu).

Auf den Unterschied zwischen Liquidität und Bonität verwies Schaidnagel. Grob vereinfacht: Wenn Geldhäusern flüssige Mittel fehlen, bedeutet das nicht, dass alles in der Bilanz wertlos ist. "Die Lage ist heftig und schlimm, aber beherrschbar", so der Raiffeisen-Vorstand, der den Rettungsschirm der Regierung lobte. Damit habe der Bund die überlaufende Milch vom Herd genommen. Die regionalen Banken könne die Krise nicht groß treffen. Zum einen habe etwa Raiffeisen nicht mit ausländischen Papieren spekuliert, zum anderen seien Genossenschaftsbanken und Sparkassen das Liquiditätssammelbecken. Das bedeutet: Dort legen viele kleine Sparer ihr Geld an. Dadurch gebe es nicht das Risiko, dass der Abzug "großer Klumpen" Liquiditätsprobleme bringt. Denn eben das sei ein wesentliches Problem der internationalen Finanzkrise: fehlendes Vertrauen.

Schaidnagel appellierte, jegliche Investitionen im Allgäu bei heimischen Banken zu finanzieren und auch das Geld dort anzulegen.

Dass derzeit viele Kunden verunsichert seien, sagte Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Martin Haf. Er bilanzierte mit Blick auf das aktuell überdurchschnittliche Wachstum der Sparkasse: "Wir haben nach wie vor das Vertrauen unserer Kunden."

"Große Märchen"

Die Probleme der Landesbank haben laut Haf nur begrenzte Auswirkungen auf die Sparkasse. Wenn die Landesbank keine Dividende an ihren Miteigentümer zahlen könne, schmälere das die Rücklagen. Man mache aber etwa den gleichen Gewinn, zahle die gleichen Steuern und schütte die gleiche Jahresspende aus, betonte Haf. Die für viele Organisationen und Vereine wichtige Jahresspende sei also nicht in Frage gestellt, wie Unkenrufe jüngst bereits gemutmaßt hätten.

"Große Märchen", schimpfte auch Landrat Gebhard Kaiser.

Auch eine Chance

In der weiteren Debatte kritisierten die Bankchefs unter anderem die Macht der Rating-Agenturen und forderten, man müsse sich weltweit aufs Wesentliche konzentrieren. Doch dazu, so Haf, bräuchte man eine neue Generation von Prüfern. CSU-Fraktionschef Alfons Hörmann äußerte die Sorge, dass im Zuge der Krise die Arbeitslosigkeit steigen und die Steuereinnahmen sinken könnten. Wenn allerdings mehr Geld bei heimischen Banken bleibe, sei das eine Chance.