1919 Menschen im Kreis ohne Arbeit - Keine Besserung in Sicht Lindau/Westallgäu (ee). Das Foyer ist proppenvoll, freie Parkplätze im weiten Umkreis sucht man vergeblich: Das Arbeitsamt in Lindau erlebt seit einigen Wochen einen Andrang wie nicht oft in der Vergangenheit. Und das schlägt sich deutlich in der Erwerbslosenquote nieder: Die erreichte zum Jahresende mit 4,9 Prozent einen neuen Höchststand.
1919 Frauen und Männer waren Ende Dezember im Landkreis ohne feste Stelle. Das sind fast 300 mehr als noch vor einem Jahr. Damals hatte die Quote bei 4,2 Prozent gelegen. Schon im Januar 2002 hatte Hans Kaiser, der Leiter der Arbeitsamtsgeschäftsstelle Lindau, angesichts der Bilanz erklärt, 'von wirtschaftlichem Aufschwung kann momentan keine Rede sein'. Jetzt, angesichts des Jahresabschlusses, findet er für die Situation auf dem Arbeitsmarkt nur ein Wort: 'Schlimm'Die meisten Arbeitslosen stammen aus Büro- und Verwaltungsberufen (270), dazu kommen 170 Warenkaufleute. Saisonbedingt stehen derzeit aber auch 190 Beschäftigte aus Bauhaupt- und -nebengewerbe auf der Straße sowie 175 Fach- und Hilfskräfte aus dem Hotel- und Gaststättenbereich. Eine neue Stelle zu finden, gestaltet sich im Augenblick alles andere als einfach. Im Lindauer Arbeitsamt können die Vermittler nur auf 266 offene Arbeitsplätze zurückgreifen - auf eine freie Stelle kommen damit gut sieben Bewerber. Insbesondere im Bereich der Fertigungsberufe sieht es nach Kaisers Worten schlecht aus: Zum Jahreswechsel waren dort nur 35 neue Mitarbeiter gesucht worden. So tun sich natürlich auch die Gruppen mit besonderem Vermittlungsbedarf schwer mit der Rückkehr ins Berufsleben. Dazu gehörten Ende Dezember 317 Teilzeitkräfte, 412 ausländische Arbeitnehmer und 283 Erwerbslose, die 55 Jahre und älter sind. Einen Anstieg weist die letzte Monatsbilanz des Jahres 2002 aber auch bei der Kurzarbeit aus: In 13 Betrieben (davon neun aus dem Baubereich) reicht die Auftragslage nicht zur Vollbeschäftigung aus. Der Lindauer Arbeitsamtsleiter hat beim Blick in die Zukunft Sorgenfalten auf der Stirn. 'Die Betriebe bauen weiter Stellen ab', weiß er aus verschiedenen Gesprächen mit Firmen- und Personalchefs. Und der Andrang in seiner Behörde nach den Feiertagen war bereits immens: Kaiser befürchtet, dass in wenigen Tagen die 'Hürde' von 2000 Arbeitslosen überschritten wird. Das war zuletzt im Dezember 1998 der Fall gewesen. 'Ich glaube nicht, dass sich dieser Schnitt in Lindau in diesem Jahr wesentlich abbauen lässt', vermutet Kaiser. Seine Hoffnung ruht jetzt auf der Tourismusbranche: 'Die neue Saison könnte dazu führen, dass die Quote im Kreis im Sommer wenigstens etwas zurückgeht.'