Kaufbeuren/Ostallgäu | rm | Zur selben Zeit als Erwin Huber seinen Rücktritt als Parteivorsitzender der CSU bekannt gab, erklärte gestern in Kaufbeuren der Bundestagsabgeordnete Kurt Rossmanith seinen Rückzug aus der Bundespolitik. Der 63-Jährige bewirbt sich bei der Wahl am 27. September 2009 nicht mehr um das Direktmandat, das er seit 28 Jahren innehat.
Von seinen Ergebnissen kann die CSU seit Sonntag nur noch träumen: Rossmanith rutschte nur einmal unter die 60-Prozent-Marke (1998: 56,9) und hatte 1983 sogar 71,5 Prozent der Erststimmen geholt.
Seine Entscheidung, so Rossmanith, habe er nach einem "Prozess des Abwägens" in den vergangenen Wochen getroffen. Leicht gefallen sei sie ihm nicht, aber er habe viele wichtige Ziele, die er sich bei seinem Amtsantritt im Oktober 1980 gestellt habe, weitestgehend erreicht. Keinesfalls sei er von der Partei zu diesem Schritt gedrängt worden, erklärte er auf Nachfrage. "Das hätte mich eh nicht beeindruckt", sagte der Politiker lachend. Er habe gelernt, in der Politik nicht nur tapfer vor dem Feind zu sein: "Man muss auch tapfer vor dem Freund sein.
" Druck der Parteifreunde hätte ihn eher dazu bewogen, einen Stein auf die Waagschale für eine erneute Kandidatur zu legen.
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Zu seinen erreichten Zielen zählt Rossmanith den Ausbau der A 96 in Bayern, die Fertigstellung der A 7 im Sommer 2009, den begonnenen dreispurigen Ausbau der B 12 zwischen Buchloe und Kaufbeuren, den baldigen Beginn der Elektrifizierung der Bahnlinie München - Lindau, den Flughafen Memmingerberg, die Stärkung der Bundeswehrstandorte Füssen und Kaufbeuren.
Rossmanith will sich nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag nicht aufs Altenteil zurückziehen. "Ich werde mit Sicherheit nicht nur Rasen mähen und Rosen gießen", sagte er, "sondern mich weiter in die Parteiarbeit einbringen." Die Suche nach einem geeigneten Nachfolger überlässt er den Kreisverbänden im Bundeswahlkreis 258, zu dem das Ostallgäu, Teile des Unterallgäus sowie die Städte Kaufbeuren und Memmingen gehören. Vorsitzender der CSU-Bundeswahlkreiskonferenz ist der Landtagsabgeordnete Franz Pschierer. Er würdigte die "hervorragende Arbeit" seines Kollegen in Berlin, der vor allem auch in der Luft- und Raumfahrtindustrie viel für die Region bewegt habe.
Pschierer rief die Kreisverbände Ostallgäu, Unterallgäu und Memmingen dazu auf, nun nach geeigneten Nachfolgern zu suchen. Es sei Angelegenheit der Basis, Vorschläge einzubringen. Pschierer will erst im nächsten Jahr - voraussichtlich im März - zur Nominierungsversammlung einladen. Wie viele Kandidaten sich dort präsentieren, wird spannend. Bei der Nominierung Rossmaniths vor der Bundestagswahl 1980 waren es zwölf.