Ihr Mann geht im Allgäu Golf spielen, sie selbst nimmt an einem Kurs von Barbara Ehrmann in der Kunstwerkstatt Allgäu teil. Die 50-Jährige aus Tauberbischofsheim ist begeistert von der lieblichen Gegend rund um Betzigau und vom dortigen künstlerischen Angebot. Der Rathauschef wiederum ist 'sehr froh, wie sich alles entwickelt hat' und lobt Organisatorin Irmi Obermeyer: 'Sie hat es geschafft, dass die Kunstwerkstatt den großen Stellenwert bekommen hat, den ich mir von Anfang an wünschte.'
Der Anfang liegt im Jahr 1989, erinnert sich Roland Helfrich. Der Ursprungsgedanke, noch unter seinem Amtsvorgänger, Bürgermeister Hubert Hingerl, sei ein Kunstwanderweg gewesen. 2004 sei zum ersten Mal das Kunst- und Kulturevent 'Kunst am Bach' durchgeführt (dieses Jahr am 22./23. September) und 2005 die Kunstwerkstatt als Leader-Plus-Projekt eröffnet worden im Domizil der ehemaligen Wollspinnerei Mayensohn. Die Gemeinde hat das Gebäude gepachtet und ausbauen lassen. Ein Projektleiter aus München kümmerte sich zunächst ums Marketing, schaffte es aber nicht, das Vorhaben wirklich voranzubringen. Das gelang erst, als 2009 Irmi Obermeyer (gelernte Bankkauffrau und Kunstschaffende) aus Wildpoldsried das Ruder übernahm.
Die 90 Kurse (vom 'Experimentellen Arbeiten mit Beton' bei Herbert Stehle bis zum 'Aquarell – einmal anders' mit dem Waltenhofener Wolfgang Steinmeyer) sind heute gut besucht. Vergangenes Jahr kamen 450 Teilnehmer in die Kunstwerkstatt Allgäu. 'Dieses Jahr werden es sicher wieder einige mehr',' sagt Obermeyer.
Auf 320 Quadratmeter lässt es sich trefflich arbeiten in hellen, großen Räumen. Es gibt einen ansprechenden Aufenthaltsraum, Sanitäranlagen, eine moderne Küche und eine kleine Terrasse, direkt am Bach. Die Vögel pfeifen. Idylle pur.
'Die Gegend ist einmalig', schwärmt eine 71-jährige Teilnehmerin aus München. Eine Kombination aus Wanderung und Malerei könnte sie sich auch gut vorstellen. Liliane Bürki aus der Schweiz ist hingegen ausschließlich wegen des Dozenten Georg Fenkl gekommen. Weil es aber um Betzigau herum so schön ist, will die Schweizerin noch einen Tag in Kempten anhängen. Untergebracht ist sie, wie viele andere auch, im Gasthaus Mittelallgäu in Hauptmannsgreut.
Dort gibt es fünf Doppelzimmer. Betriebsleiter und Koch ist Bernhard Kunz. Er freut sich über den guten Zulauf der Kunstwerkstatt, profitiere finanziell stark davon.
Wirtin Gertrud Jäger vom Gasthaus 'Zur goldenen Sonne' in Hochgreut, das letztes Jahr wieder eröffnet wurde, ist ebenfalls vom 'schönen finanziellen Nebeneffekt durch die Kunstwerkstatt angetan', hofft aber 'auf noch mehr Zulauf'.
Auch wenn die angestrebte 'schwarze Null' noch nicht erreicht werden konnte, freut sich der Bürgermeister über den guten Ruf der Kunstwerkstatt Allgäu durch zufriedene Kursteilnehmer und Dozenten. 'Ich habe sogar Anmeldungen aus Finnland, Luxemburg und Spanien, das Internet macht’s möglich,' sagt Obermeyer.
Es gibt einen professionell gestalteten Katalog (Dr. Valentin Sauerer), bei der Suchmaschine Google wurden Annoncen geschaltet, 'wir sind auch in Facebook vertreten,' sagt die freiberuflich tätige Obermeyer. Sie ist rundum zufrieden mit ihrer Aufgabe, habe auch einen guten Rückhalt in der Gemeinde. 'Da wird mir nicht reingeredet.'