Beinahe wäre diese Diskussion geendet wie das sprichwörtliche Hornberger Schießen. Man tauscht die Meinungen aus, und am Ende hat sich kaum etwas bewegt. Doch mitten im ersten "Talk im Theater", das Kemptens Theaterdirektor Peter Baumgardt angesichts des Besuchs des bayerischen Kunstministers Dr. Wolfgang Heubisch bei der Eröffnung der Festwochen-Ausstellung aus der Taufe hob, gab es eine überraschende Wende.
Baumgardts allgemein gehaltenes Motto für die (nicht-öffentliche) Talk-Premiere, die etwa 30 Theaterinteressierte anlockte, lautete: "Kultur & Politik: Liebesbeziehung oder Zweckgemeinschaft". Doch ging es ihm und auch Oberbürgermeister Dr. Ulrich Netzer um sehr Konkretes: Das Theater in Kempten (TiK) erhält keine staatlichen Zuschüsse, weil es weniger als 50 Prozent seiner Veranstaltungen selbst produziert. In einer leidenschaftlichen und rhetorisch geschliffenen Rede appellierte Baumgardt an den Minister, dies zu ändern: "Ein Haus dieser Struktur und Größe verdient die vermehrte Aufmerksamkeit des Freistaates!"
Der FDP-Mann Heubisch antwortete zunächst, er finde das Kemptener Theater toll, und lobte kräftig. Um dann aber zu sagen, dass er nicht mehr Geld geben könne. Selbst wenn er wollte, ginge das nicht so einfach. Viel zu viele andere würden mitentscheiden: der Landtag, Ausschüsse, der Finanzminister, Seehofer Außerdem dürfe sich der Staat nicht überall einmischen. Er soll vor allem Freiräume für Eigeninitiative schaffen.
Danach wurde eine Weile über die Aufgaben von Staat und Kommunen diskutiert - bis die Rede auf eine faire Verteilung der Gelder in Bayern kam. Ulrich Schwab meinte, Kempten sei extrem benachteiligt, da Städte wie Hof oder Coburg staatliche Zuschüsse in Millionenhöhe erhielten.
Als Baumgardt nachlegte, Kempten sei doch ein neues Modell, nämlich eine Mischung aus Bespieltheater und Ensembletheater, und Netzer eine Anpassung der Förderrichtlinien anmahnte, lenkte Heubisch ein. Er könne das "voll nachvollziehen", sagte er und versprach: "Ich werde das mitnehmen und prüfen."