Baisweil (fro). - Das Küferhaus war als eines der ältesten Häuser in Baisweil bekannt und denkmalgeschützt. Doch zugleich ist es baufällig und mittlerweile hat das Bayerische Landesamt für Denkmalschutz (BLf D) den 'Abbruch hingenommen', so Pressesprecherin Nina Wiesner. Nun hat eine Untersuchung ergeben, dass das Haus bereits um 1678 gebaut worden sein kann, so Architekt Harald Bader in seiner so genannten denkmalpflegerischen Notdokumentation. Bereits voriges Jahr erweckte die Tenne des Hauses in der Allgäuer Straße 11 in Baisweil den Eindruck, als wolle sie auf die Straße stürzen. Auch das Innere des Hauses machte einen maroden Eindruck. Doch die Besitzer können sich eine aufwändige Restaurierung des denkmalgeschützten Gebäudes nicht leisten und Pläne der Gemeinde, das Haus zu kaufen und öffentlich zu nutzen, zerschlugen sich. 'Dafür haben wir keinen finanziellen Spielraum', so Bürgermeister Thomas Steinhauser. Letztlich musste auch das BLf D den Abriss 'hinnehmen. Es besteht keine Möglichkeit mehr, das Haus zu erhalten. Man muss so viel auswechseln, dass quasi ein Neubau entstünde', erklärt Referentin Dr. Hildegard Sahler. Doch zuvor wurden Aufmaß, Dendro (Holzdatierung) und Dokumentation in Auftrag gegeben. 'Mit interessanten Ergebnissen', findet Wiesner. Das Küferhaus ist ein Mittertennbau in Ständerbohlenbauweise, hat ein mit handgestrichenen Biberschwänzen gedecktes Satteldach und einen Kniestock mit Holzkreuzen. Im Wohnhaus ist noch eine alte Küfer-Werkstatt untergebracht, während die später angebaute Tenne schon teilweise eingestürzt ist. Ein genaues Entstehungsjahr des Hauses war bislang nicht bekannt. Nun ergaben die Untersuchungen von Harald Bader und Ilse Brantl-Bader, dass das Gebäude in verschiedenen Bauphasen entstand und weitaus älter ist als bislang angenommen. Durch die dendrochronologische (griechisch: Dendro: Baum, Chronos: Zeit) Methode wurden die Hölzer des Hauses datiert. Demnach wurden Fichtenhölzer aus den Jahren 1678/79 als Ständer und Längsrähm in den Wänden verwendet. Die Fichten-Ständer einer zweiten Bauphase wiesen zunächst große Konkurrenzdatierungen auf, so Bader: Da sich Jahresring-Kurvenverläufe aus dem 17. und 19. Jahrhundert im Allgäu stark ähneln, konnte das verwendete Holz aus den Jahren 1653 oder 1811 stammen. Eine weitere Untersuchung ergab schließlich 1811 als zweite Bauphase, in der das Haus nach Westen erweitert oder erneuert wurde, so Bader. Dabei seien Zwischenwände und -decken eingebaut worden.
Altholz aus der Pfarrkirche Die angeschlossene Tenne sei zwischen 1885 und 1895 gebaut worden, wobei für den Dachstuhl später Altholz von der 1886 eingestürzten Pfarrkirche verwendet worden war. Verantwortlich war wohl eine Familie Steinhauser, die damals Besitzer des Hauses war. Das seien seine Urgroßeltern gewesen, erläutert der Bürgermeister. Er könne sich noch an Schränke erinnern, die aufgrund ihrer schiefen Konstruktion wahrscheinlich aus dem Küferhaus stammten. Die Abfolge der Bauphasen des gesamten Gebäudes lasse sich am Querschnitt des Küfnerhaus-Dachstuhls gut verfolgen, erläutert der Architekt. Er findet es ein 'Trauerspiel, dass man ein solches Haus so auf den Hund kommen lässt'. Wann es abgerissen werden soll, ist noch unklar. Ein Teil der Tenne ist aber inzwischen eingefallen.