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Kroketten, Witze und Hämmer

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Kroketten, Witze und Hämmer

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    Abwechslungsreiches und originelles Sommerkonzert des Jugendmusikwerkes Buchloe Nicht jedem kleinen Musiker fiel das Stillsitzen leicht, wenn er gerade selbst nicht dran ist. Entsprechend lebhaft ging es in der Aula der Realschule zu: Das Jugendmusikwerk (JMW) präsentierte in seinem jährlichen Sommerkonzert wieder einen gelungenen Querschnitt durch ein Jahr musikalischer Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Das Programm reichte vom Instrumentalsolo über das Ensemblespiel bis zum Chorgesang.

    Den Anfang machten Schüler der musika-lischen Grundausbildung und Orff-Gruppe: Zu Händels 'Country-Dance' (vom Band) hantierten die Kinder konzentriert mit Orff-Instrumenten, vier Tanzpaare führten dazu eine Art Square-Dance auf. Die Musikpädagoginnen Angelika Stückl und Gisela Dardzinski hatten das Ganze außerdem liebevoll mit Requisiten in die Rahmenhandlung einer Bootsfahrt auf der Themse eingepackt: Ein nett gemachter Konzerteinstieg.

    Große Musikalität

    Einblicke in den Instrumentalunterricht bot der nächste Konzertblock: Fünf junge Künstler zeigten, was sie bisher gelernt hatten. Stefan Schmidt (Violoncello) als Jüngster trug 'Die Clowns' von Dimitri Kabalewski so gekonnt vor, dass man das Durcheinanderpurzeln und die Späße der Artisten gut nachvollziehen konnte. Daniela Martin (Querflöte) und Katharina (Violine) und Raphaela Wolz (Klavier) hatten ihre Stücke im besten Sinne solide und ansprechend erarbeitet. Die anspruchsvollste Leistung in dieser Gruppe zeigte Marina Martin mit dem ersten Satz aus Stamitz\' Konzert in G-Dur für Querflöte. Marina Martin setzte des Notentext technisch sehr sicher und mit großer Musikalität um.

    Wo Querflöte gespielt wird, sind auch Blockflöten nicht weit. Das Ensemble "Die Kroketten" unter Leitung von Andrea Osti schloss sich mit einigen kürzeren Tänzen aus dem 16. Jahrhundert an und gefiel mit einem sehr geschlossenen und ausgewogenen Klang. Kindgemäß-fröhlich kam auch der 'Holzhacker-Tanz' von Peter Heilbut über die Rampe: Anna und Lisa Weber konnten hier als kleine Solistinnen glänzen. Irving Berlins 'Puttin´ on the Ritz' ­ rhythmisch exakt, aber einen Hauch zu langsam genommen ­ und eine motivisch eigenwillige Spiritual-Bearbeitung mit Fade-Out-Effekt rundeten das musikalische 'Kroketten'-Menü ab.

    Höhepunkt des Abends war jedoch der Auftritt von Jörg Holzmann an der Gitarre: Als einziger von allen Schülern des Buchloer Jugendmusikwerks hat er es geschafft, bis zur Bundesebene des Wettbewerbs "Jugend musiziert" vorzudringen und dort einen 1. Preis zu erreichen. Verständlich war vor diesem Hintergrund das Bedauern von JMW-Leiterin Christiane Eberhard, dass der musikalisch hochbegabte Gitarrist Buchloe mitsamt seinem Lehrer Christian Gruber nach den Sommerferien verlassen wird. An diesem Abend jedoch konnte man sich noch ungebrochen an der Art erfreuen, wie er Bachs Präludium in d-moll interpretierte: Ein vielschichtiger, dreidimensionaler, offener Klangraum, leicht wie Organza. Atemberau-bend für den, der genau hinhörte, auch Leo Brouwers 'Danza caracteristica': Ein mal me-ditatives, mal rhythmisch kraftvolles Stück von eigenwilligem, aufregend sprödem Reiz.

    Abschied nehmen hieß es schließlich auch im letzten Teil des Konzerts: Christiane Eberhard verabschiedete sich an diesem Abend als Chorleiterin von "The mamas and the papas" vom Publikum und verriet zugleich, dass Heidi Lang aus Honsolgen ihre Nachfolgerin in dieser Funktion sein wird. Für ihr Abschiedskonzert mit den singenden Eltern hatte sie sich Lieblingsstücke herausgesucht: Daniel Fridericis 'Drei schöne Dinge fein' als (O-Ton Christiane Eberhard) 'gepflegte U-Musik des beginnenden Barock'. Ferner ein in Form einer "Air" auskomponierter Besuch Händels beim Schmied auf dem Lande, den der Chor stets so abgefedert hielt, dass sich das Publikum nie von Schmiedehämmern erschlagen fühlen mußte. Erfolgreich als musikalischer Witzeerzähler versuchte sich der Chor mit Banchieris 'Capricciata Contrapunto bestiale alla mente', bevor 'The mamas and the papas' in gewohnter Qualität und mit feinsinniger Tempogestaltung dem Programm ein Ende setzten. Als passende Zugabe erklang 'Good night, well, it´s time to go'. Lucia Buch

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