Waltenhofen/Hegge | sir | Seit Jahren schon gibt es keine Apotheke mehr geschweige denn eine Arztpraxis im Waltenhofener Ortsteil Hegge. Auch wer ein Päckchen verschicken will, muss weit laufen oder mit dem Bus nach Waltenhofen oder Kempten fahren. Zum 31. Juli schließt nun auch die dortige Sparkassen-Geschäftsstelle (wir berichteten). "Das ist ärgerlich," sagte Waltenhofens Rathauschef Eckhard Harscher bei der Bürgerversammlung in der Heggener Mehrzweckhalle.
Auch Geldautomat kommt weg
Es sei ihm ein großes Anliegen, dass die Bürger weiterhin vor Ort ihre Geldgeschäfte erledigen können. Doch die Sparkasse wolle nicht einmal mehr einen Kontoauszugsdrucker samt Geldautomat in Hegge anbieten. Harscher: "Vorstandsvorsitzender Haf hat mir gegenüber die Installation kategorisch abgelehnt und dies mit fehlender Rentabilität begründet." Nächster Sparkassen-Geldautomat sei der im Kaufmarkt Lanzen, einen guten Kilometer von Hegge entfernt.
"Ich denke, die Sparkasse Allgäu hat aus Tradition auch eine soziale Verantwortung," sagte dazu Gemeinderätin Rita Schösser, die in dieser Angelegenheit in Hegge eine Unterschriftenaktion initiiert hat. Sie glaubt, dass viele Heggener ihr Konto bei der Sparkasse kündigen werden, wenn es wirklich so kommt, dass Geldgeschäfte vor Ort nicht mehr möglich sind.
Vor allem für ältere Menschen oder auch Mütter mit kleinen Kindern sei es "eine Zumutung, wenn sie mit dem Bus zum Geldholen fahren müssen". Wie berichtet werden Sparkassen-Kunden und -Mitarbeiter in die Geschäftsstelle in Waltenhofen integriert. Die Sparkasse ist dort auf der Suche nach größeren Geschäftsräumen. Weitere Themen waren:
l "Der Raiffeisenbank-Standort Hegge/Lanzen soll bleiben." Das sei ihm versichert worden, sagte Rathauschef Harscher.
l Bestehen bleibt auch der Bolzplatz in der Ortsmitte. Diese gute Nachricht quittierten die rund 100 Besucher der Versammlung mit Applaus. Seit rund einem Jahr befinde sich das Grundstück in Besitz der Gemeinde Waltenhofen. An eine Nutzungsänderung sei nicht gedacht. Harscher: "Die wenigsten Gemeinden haben mitten im Ort einen Bolzplatz". Dieser werde freilich auch als Trainingsplatz des ASV Hegge genutzt.
l Ein Investor interessiere sich für das Gewerbegebiet Hühnerfarm bei Weiberg, das seit zehn Jahren im Besitz der Gemeinde sei. Bei der Gemeinderatssitzung am 16. Juli soll ein Beschluss dazu gefasst werden.
l Die Bewohner von Weiberg (an der B 19) klagen, dass der Verkehr immer stärker wird. Ein Einbiegen in die B 19 sei kaum möglich. Harscher machte wenig Hoffnung, dass der Weiterbau der B 19 neu (vierspurig) in den nächsten fünf Jahren verwirklicht werde. Auch fehle eine Fortführung des Geh- und Radwegs von Kempten Richtung Waltenhofen. Hauptgrund: "Einer der Grundstückseigentümer verlangt Preise, die die Möglichkeiten des staatlichen Bauamts und der Gemeinde klar übersteigen." Er wolle eine Fortführung der Verbindung. "Aber wir brauchen auch das Entgegenkommen der Grundstückseigentümer," sagte Harscher.
l Eine Lärmschutzverordnung, wie in Kempten, regte ein anderer Heggener an. Doch Rathauschef Harscher sprach sich klar gegen weitere Verordnungen und Gebote aus. Zu entscheiden habe aber der Gemeinderat. Dort könne der Heggener seinen Antrag einbringen.
l Ein Teil der Gebäude der ehemaligen Papierfabrik Haindl sei abgerissen worden, doch die Arbeiten gingen langsam voran. Die Verhandlungen mit dem neuen Besitzer, UPM Kymmene, gestalteten sich laut Harscher "sehr schwierig".