"Den Arbeitslohn darf man da gar nicht ausrechnen", schmunzelt Alwin Lauer beim Blick auf den heiligen Christophorus, der gerade in der keinen Werkstatt in seinem Wohnhaus in Wiedergeltingen entsteht. Doch darauf kommt es dem Rentner auch gar nicht an.
Es ist die Schnitzkunst an sich, das "lebendige Material" Holz und vor allem die Beschäftigung mit Stilmerkmalen und Proportionen, die Lauer an seinem Hobby faszinieren - und einen Großteil seiner Werke schnitzt er ohnehin "um Gottes Lohn" für örtliche Vereine, Verwandte oder den guten Zweck.
Schon als der gelernte Metzger Lauer, der unter anderem etliche Jahre den "Amberger Hof" in Buchloe gepachtet hatte, noch in seinem Beruf tätig war, schnitze er. Damals noch "zum Ausgleich", jetzt im Ruhestand hat er mit seiner Leidenschaft eine "schöne Beschäftigung".
Spezialkurse
Dennoch nimmt Lauer seine Kunst, die er von einem alten Schnitzer aus der Nachbarschaft erlernt hat, ernst. So besuchte der 66-Jährige Spezialkurse in Oberammergau und im Tiroler Lechtal und erlernte dabei auch die Kunst des Bemalens ("Fassen") und des Vergoldens von Holzfiguren. "Das ist auch sehr schön", so Lauer, aber am liebsten habe er es, wenn das Holz in seiner natürlichen Farbe und Struktur wirken kann und auch die Bearbeitungsspuren noch zu sehen sind.

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Suche nach Motiven
Allerdings sei dies bisweilen nicht der Geschmack der Kunden. "Die wollen es fast immer makellos glatt und bemalt", weiß Lauer. Diese Vorlieben könne er auch durchaus verstehen. Ein Graus sind ihm dagegen Figuren, die aus industriell vorgefertigten Holz-Rohlingen hergestellt und dann als "handgeschnitzt" verkauft werden.
Dies habe nichts mit Schnitzkunst zu tun, denn die liege neben der handwerklichen Fertigkeit vor allem im richtigen Abschätzen der Proportionen und in der stilistischen Gestaltung. So ist Lauer ständig auf der Suche nach neuen Motiven und Vorbildern, sei es nun in einschlägigen Katalogen, beim Besuch von Kirchen und Museen oder einfach beim Einkaufen.
Dabei imponiert Lauer vor allem die Skulpturenkunst des Barock - auch wenn solche Figuren mit ihren ausladend wallenden Gewändern "wahnsinnig viel Arbeit machen". Braucht Lauer beispielsweise für das Schnitzen einer handliche Krippenfigur im klassischen Stil rund einen Tag, so können es bei einem barock gestalteten Josef schon drei Tage werden, und für eine komplette Heilige Familie kommt dann schnell eine ganze Woche zusammen.
Kreuze als Geschenke
Natürlich seien es die Krippenfiguren, die im Herbst und frühen Winter vor allem gefragt sind und die Alwin Lauer auch beim Buchloer Christkindlmarkt angeboten hat. Doch der Hobby-Schnitzer hat die Erfahrung gemacht, dass die Leute zu Weihnachten auch wieder vermehrt Kreuze kaufen und diese verschenken.
Figur fürs Krankenhaus
Darüber hinaus schnitzt Lauer vor dem Fest jedes Jahr eine Figur als Geschenk für die Dillinger Franziskanerinnen am Buchloer Krankenhaus und auch die Enkel wollen zu ihrem Recht kommen. Lauers zehnjähriger Enkel Maximilian beispielsweise zeige schon sehr großes Interesse am Schnitzen.
Und so muss der Opa unbedingt noch ein Schäfchen vorarbeiten, dem der Schüler dann unter Anleitung den letzten Schliff gibt und das am Heiligen Abend dann voller Stolz zu den anderen aus den Vorjahren in die Krippe gestellt wird.