Sonthofen/Kempten (roi). - Schauplatz eines hochklassigen Turnkrimis war am Samstag die Allgäu-Sporthalle in Sonthofen. Rund 180 Zuschauer sahen einen heiß umkämpften 56:46 Sieg der TG Allgäu in der Regionalliga Süd gegen den Liga-Neuling TSV Friedberg. Die ungeschlagenen Allgäuer konnten damit ihre Siegesserie fortführen. Nach den ersten drei Geräten führte zunächst jedoch Friedberg mit acht Zählern. Doch dann folgte eine Aufholjagd der Allgäuer am Sprung, Barren und Reck. 'Das war eine heiße Kiste, doch wir haben heute einen enormen Teamgeist bewiesen', meinte TGA-Trainer Friedhold Schuster erleichtert. Aufregung gab es zunächst beim Einturnen: Die Friedberger zeigten sich mit einem Turnbarren nicht einverstanden und hatten dabei den Oberschiedsrichter auf ihrer Seite. Um einer Wettkampfabsage und damit einem Sieg der Friedberger am grünen Tisch entgegenzutreten, beschafften die TGA-Verantwortlichen kurzfristig einen Turnbarren aus Wiggensbach, den die Friedberger akzeptierten. Die Aktion sorgte aber für Unmut und Unkonzentriertheit im Team der TG Allgäu, das mit Timur Tokat (TSV Sonthofen), Uli Benker, Benedikt Tröster, Michael Läufle (alle TV Kempten 1856), Tobias Göbel (TSG Stadtbergen), Florian Schreiber, Stefan Göbel (TSV Steppach), Andreas Ledermüller (TSV Wiggensbach), Simon Prestel (TSV Markt Wald) und Artjem Weimer (TSV Schwaben Augsburg) antrat. Prompt führten die Friedberger nach dem Bodenturnen mit 9:7. Auch am Seitpferd zeigte die TGA mit Stefan Göbel, Uli Benker und Benedikt Tröster Unsicherheiten, nur Artjem Weimer konnte sein Programm durchziehen. So gingen weitere sechs Punkte durch das 5:11 am zweiten Gerät verloren.
Wende beim Pferdsprung An den Ringen gab es nur ein 9:9-Unentschieden. 'Schluss mit den Leichtsinnsfehlern', forderte TGA-Präsident Helmut Roike, der gleichzeitig als Heim-Kampfrichter fungierte. In der Folge zeigten Benker, Weimer und Tobias Göbel beim Pferdsprung glänzende Sprünge und holten jeweils fünf Punkte. Timur Tokat, ein Sonthofer Eigengewächs, zeigte einen brillanten Überschlag-Salto, musste sich aber dem höheren Ausgangswert des Friedbergers Walter beugen. Der Wettkampf kippte. Es stand 36:34 für die TGA und die Zuschauer gingen begeisternd mit. Nun wurden die Gäste nervös, die Allgäuer erkämpften sich am Barren mit Tobias Göbel (4 Punkte), Artjem Weimer (4) und Uli Benker (2) weitere zehn Zähler, nur Simon Prestel verlor nach einem 'Absteiger' und Problemen beim Doppelsalto Vorwärts-Abgang drei Zähler. Am 'Königsgerät' Reck legte Tobias Göbel für die Allgäuer mit einer sauberen Übung vor, der Friedberger Philipp Seitz konterte und holte vier Punkte. Der Markt Walder Prestel wollte sein Missgeschick am Barren wettmachen und holte prompt fünf Score-Punkte für die TGA. Der Wiggensbacher Ledermüller zeigte seine bisher beste Reckübung, musste sich aber dem Friedberger Top-Turner Walter (5 Punkte) beugen. Mit der letzten Übung sollte sich zeigen, ob Artjem Weimer auch dieses Gerät für die TGA holen würde. Es war mucksmäuschenstill in der Halle. Artjem Weimer, 18-jähriger bayerischer Jugendmeister 2006, turnte sauber und cool und wurde nach einem sicheren Tsukahara-Abgang von seinen Teamkollegen und den TGA-Fans für die fünf erturnten Punkte, den Gerätesieg (10:9) und den Gewinn der Top-Scorer-Wertung euphorisch gefeiert. 'Gerade am Boden, Seitpferd und Reck vermissen wir den auf der WM in Dänemark weilenden Österreicher Sebastian Bösch noch schmerzlich', so Hallensprecher und TG-Vorstand für Turnen, Andreas Pixner, nach dem Wettkampf. 'Mit diesem Teamgeist können wir beim Liga-Finale in Heidelberg um den Aufstieg in die 2. Bundesliga turnen.'