'Afghanistan aus erster Hand': Die Situation deutscher Soldaten im Einsatz, sachliche Informationen, persönliche Eindrücke und das Erleben der Angehörigen zu Hause kamen in einem Vortrag von Bundeswehrangehörigen im Obergünzburger Akku-Treff zur Sprache. Herbert Heisler, Jugendbeauftragter und Zweiter Bürgermeister des Marktes, hatte den Abend als gemeinsames "Generationenprojekt" von Jugendforum und Akku-Team initiiert.
Als Vater eines Soldaten, der mehrfach in Afghanistan im Einsatz war, machte Oberstleutnant K. von der Technischen Schule der Luftwaffe 1 in Kaufbeuren den Hintergrund solcher Einsätze deutlich: 'Das deutsche Parlament, nicht die Bundeswehr, schickt uns.' In Afghanistan herrsche Krieg. Er – selbst dankbar, noch nicht dort gewesen zu sein – wisse: 'Kaum einer geht mit Freude in den Einsatz.' Diese Frage müsse sich jedoch jeder vor einem Gang zur Bundeswehr stellen, denn dem möglichen Befehl zum Auslandseinsatz sei dann 'ohne Wenn und Aber' zu folgen.
Hitze, Sandstürme und der Verlust von Freunden
Hinter der Zahlenchronik von Todesopfern und Verwundeten unter den deutschen Soldaten in Afghanistan stünden Schicksale von Menschen und ihren Angehörigen. Oberstleutnant K. schilderte bange Stunden, schlaflose Nächte bis zu einem endlich erlösenden Anruf, wenn in den Nachrichtensendungen Tote und Verletzte gemeldet wurden, und seine Frau und er wussten: 'Der Sohn ist draußen.'
Zwei Auslandseinsätze leistete Stabsfeldwebel G. bislang. Als Techniker der Luftwaffe 2008 in Afghanistan war er fast ausnahmslos im Camp eingesetzt und berichtete vom kargen soldatischen Alltag, von sommerlicher Hitze bis zu über 50 Grad oder Sandstürmen. Zu jenen, die 'fast immer draußen' sind, gehörte Oberstabsgefreiter K. bei mehreren Afghanistan-Einsätzen. Er war mit Gefechtssituationen, Sprengfallen, auch mit dem Verlust von Freunden konfrontiert.
Wochenlange Unterstützungseinsätze waren unter hier kaum vorstellbaren Bedingungen zu leisten. Zugleich wurde die große Bedeutung der Kameradschaft unter den Soldaten deutlich.
Das Publikum stellte viele Fragen. Auch auf die Gefahr posttraumatischer Belastungssyndrome nach Einsätzen gingen die Referenten ein.
Das Gehörte 'stimmt mich persönlich nachdenklich', so Heisler. 'Respekt für die, die es machen', äußerte Franziska Thaller vom Jugendforum zu den Aufgaben der Soldaten. Sie selbst allerdings würde es nie tun. Das Risiko, so Forumskollegin Sarah Heger, sei zu hoch.
Zum Schutz von Soldaten im Auslandseinsatz werden die vollständigen Namen nicht abgedruckt.