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Artikel: Kreditkarten selten im Einsatz

20. September 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Plastikgeld Viele Läden in Marktoberdorf nehmen nur EC-Karten an

Marktoberdorf | hkw | "Dass ich mit meiner Kreditkarte hier fast nirgendwo zahlen kann, stinkt mir", sagt Ursula Tschauner. Für die 66-jährige Marktoberdorferin hat sich die Visa Card nicht bezahlt gemacht, wie sie sagt. Egal, ob "Visa", "MasterCard" oder "American Express": Kreditkarten akzeptieren in der Kreisstadt nur wenige Geschäfte. Das bestätigt auch Prokurist Rolf Bomheuer von der VR-Bank.

Die Geschäftsleute, mit denen die AZ sprach, berufen sich auf die bei Kreditkarten-Zahlung fälligen Gebühren - laut VR-Bank circa drei Prozent vom Einkaufsbetrag - sowie auf das geringe Interesse an dieser Form der Bezahlung. "Bei uns wollen viele Kunden mit EC-Karte zahlen, womit wir - auch wegen der niedrigeren Gebühren - keine Probleme haben", sagt Renate Huttner, Inhaberin des gleichnamigen Sport-Moden-Geschäfts. Bezahlung auf Kreditkarte werde "äußerst selten" verlangt. Deshalb - und wegen der Gebühren - sei das bei ihr nicht möglich.

So genannte "Cash-Chips" ("Gibt es die noch?") spielen Huttner zufolge bei ihren Kunden keine Rolle mehr: "Anfangs hatten wir ein EC-Cash-Gerät. Aber das wurde gar nicht verlangt." Hannes Feneberg, Chef der gleichnamigen Lebensmittelmärkte, bestätigt Huttners Angaben. Mittlerweile seien die Cash-Chip-Lesegeräte an den Kassen seiner Märkte wieder abgebaut. Auch Feneberg lehnt die Bezahlung mit Kreditkarte ab: "Die Gewinnmargen bei Lebensmitteln sind für die hohen Gebühren zu gering", so Feneberg: "Und durch die EC-Karte ist der Wunsch nach bargeldloser Zahlung befriedigt."

Eine EC-Karte besitze hierzulande jeder - das sei bei Kreditkarten längst nicht der Fall. Bomheuer von der VR-Bank gibt Feneberg recht: "Kreditkarten sind die Leute hier nicht gewohnt. Ich gehe aber davon aus, dass es in Touristenorten wie Füssen selbstverständlicher ist, damit zu zahlen."

Weniger üblich als in USA

Seiner Erfahrung nach sind Kreditkarten hier - wegen des "deutschen Eigenwegs EC-Karte" - generell weniger üblich als im europäischen Ausland und in Amerika: "In den USA wird man schief angeschaut, wenn man mit Bargeld zahlen will", so Bomheuer. Um im Ausland problemlos Rechnungen begleichen zu können, sei eine Kreditkarte oft hilfreich. Allein deshalb könnten Banken deren Anschaffung guten Gewissens empfehlen.

Größere Rechnungen können aber auch in Marktoberdorf damit beglichen werden. "Selbstverständlich sind bei uns alle Kreditkarten willkommen", heißt es bei Mode Martin und im Hotel Sepp. "Die Gebühren sind nicht so toll, aber ich habe keine andere Chance", meint Hotelier Werner Sepp: "Der Großteil meiner Gäste sind Geschäftsleute, die mit Kreditkarte zahlen." Auch bei Autoreparaturen sind Visa und Co. gang und gäbe, sagt Ford-Händler Günter Kraus. "Aber beim Kauf nehmen wir wegen der hohen Belastung nur ungern Kreditkarten."

"Nur Bares ist Wahres"

Auf die hohe Belastung berufen sich auch Rosemarie und Rainer Mix, die den Kiosk im Bahnhof betreiben. Wegen der Gebühren akzeptiert das Ehepaar weder Kredit- noch EC-Karten. "Nur Bares ist Wahres", sagt Rosemarie Mix. Sie sieht sich nicht als Exotin: "Wir haben oft nicht den Gewinn dazu. Manche Kunden wollen Waren für 1,50 Euro mit Karte zahlen. Wo bleibt der Verdienst, wenn davon Gebühren abgehen?" 90 Prozent der Kunden akzeptierten, dass bargeldlose Bezahlung nicht möglich sei.

Ursula Tschauner wird sich zu diesen kartenlosen Kunden sicher nicht dazugesellen.