Mountainbiker Ferdinand "Ferdl" Ganser (56) aus Heimertingen ist derzeit wieder schwer unterwegs. Mit seinem Teamkollegen Georg Niggl (51) vom RSC Kempten nimmt er an der Alpenüberquerung ("Transalp") mit weiteren 1200 Startern teil. Das Ziel: Sie wollen in acht Tagen 650 Kilometer und 22 100 Höhenmeter zurücklegen. Und es läuft gut - das Duo holte schon seinen vierten Etappensieg und hat somit in der Gesamtwertung eine knappe Stunde Vorsprung. Am Samstag geht die Transalp zu Ende. Für die Memminger Zeitung berichtet Ganser über die ersten fünf Renntage, die mit einem Novum begannen.
Samstag - Das habe ich noch nie erlebt! Wir dürfen nicht starten. Zum ersten Mal in der 12-jährigen Geschichte des Transalp-Rennens wird eine Etappe abgeblasen. Es ist mit Sicherheit die richtige Entscheidung: In den Bergen ist bis zu 40 Zentimeter Neuschnee gefallen. Deshalb bleibt das Radl stehen - und zwar im Wohnmobil von unserem Physiotherapeuten Stefan Herb (Haldenwang), der uns die ganze Woche begleiten wird. Wir fahren mit ihm von Mittenwald in den Etappenort nach Reith im Alpbachtal. Dort ist die Hölle los. 1200 Mountainbiker vertreiben sich die Zeit in den Cafés und Restaurants. Dort jubelt man über Rekordumsätze. Ich hoffe, wir können bald starten.
3384 Höhenmeter
Sonntag Wieder warten. Der Start in Reith verzögert sich um zwei Stunden auf 11 Uhr. Dann geben die Veranstalter grünes Licht für die Etappe nach Mayrhofen. Allerdings fahren wir wegen des Schnees in den Hochlagen eine verkürzte Strecke. Statt 88 km und 3384 Höhenmeter stehen "nur" 65 km und 2100 Höhenmeter auf dem Programm. Das klingt nach Ausruhen - ist aber genau das Gegenteil! Weil die Strecke kürzer ist, wird wahnsinnig scharf und schnell gefahren. Viele der Teilnehmer überdrehen. Das wird sich im Lauf der Woche für sie noch rächen. In Form von Muskelkater. "Schorsch" und ich versuchen, unser Tempo zu fahren. Und das reicht aus: In unserer Altersklasse kommen wir als Erste an.
Montag Der bislang schönste Tag. Das Wetter passt und wir dürfen erstmals über die volle Distanz. Es geht von Mayrhofen nach Brixen. Das sind 94 km und 2127 Höhenmeter. Nach unserem gestrigen Sieg starten wir aus der ersten Reihe - im Grünen Trikot der Führenden in unserer Altersklasse. Das spornt an. Doch abheben darf hier niemand: Auf den Alpwegen ist volle Konzentration gefordert! Etliche Male müssen wir freilich das Tempo drosseln und können die Bikes schieben. Aber damit habe ich kein Problem. Mein Partner erst recht nicht: Der "Schorsch" ist als Triathlet ans Laufen gewöhnt. Für uns beide läufts dann auch sensationell: Wir kommen nach knapp vier Stunden ins Ziel - und haben nun über eine halbe Stunde Vorsprung auf die Zweitplatzierten.
"Nicht alles riskieren"
Dienstag Von Brixen nach Santa Christina war es zum Teil steil. Wir sind an unsere Grenzen gegangen. Im Vergleich zum vergangenen Jahr ist es aber viel leichter. Wir haben etwas weniger Stress und müssen nicht alles auf den Abfahrten riskieren. In der Gesamtwertung liegt die Konkurrenz weit hinter uns. Wir sehen sie im Grunde nur am Start. Es war eine landschaftlich fantastische Etappe mit unglaublichen Panoramen. Die Dolomiten - ein einmaliges Gebirge.
Mittwoch Gestern ging es von der Seiseralm nach Sarthein hoch. Mit 1700 Höhenmetern am Stück war es der längste Anstieg in der ganzen Geschichte der Transalp. Und auch die Abfahrt war grenzwertig. Jetzt sind es noch drei Etappen. Normal kann nichts mehr passieren. Wir müssten den Sieg im Grunde sicher haben.
Aber was heißt schon normal. Bei den harten Trails bergab ist mir heute die Federgabel kaputt gegangen - jetzt muss sie repariert werden.