Bürgermeisterbesprechung Bevölkerungsprognose zeigt auf, dass auf Ostallgäus Gemeinden erhebliche Veränderungen zukommen">

Artikel: Kommunen stehen vor drastischem Wandel

20. November 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Bürgermeisterbesprechung Bevölkerungsprognose zeigt auf, dass auf Ostallgäus Gemeinden erhebliche Veränderungen zukommen

Marktoberdorf/Ostallgäu | sg | Ein Blick in die Zukunft machte es den Ostallgäuer Bürgermeistern bei ihrer Besprechung im Landratsamt sehr deutlich: In den Gemeinden muss etwas geschehen, um der vorausgesagten Bevölkerungsentwicklung gerecht zu werden oder ihr gar entgegenzuwirken. Denn im Ostallgäu werden in den kommenden 20 Jahren immer weniger und dabei prozentual immer mehr ältere Bürger leben - insbesondere dann, wenn es nicht gelingt, Zuwanderer für die Region zu gewinnen. Diese Erkenntnis, so Landrat Johann Fleschhut, "ist Grundlage unserer Arbeit jetzt".

Ob Kinderbetreuung oder Schulangebot, Arbeitsplätze oder barrierefreie Wohnungen für die ältere Generation: Lang ist die Liste der Aufgaben, die für eine bedarfsgerechte Gestaltung des Lebensraumes im Ostallgäu für alle Generationen abzuarbeiten ist.

Für sein seniorenpolitisches Gesamtkonzept ließ der Landkreis Ostallgäu eine umfangreiche Bevölkerungsprognose erstellen. Das Institut für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Gesundheitsforschung und Statistik (SAGS) aus Augsburg liefert mit dieser Untersuchung Daten, die für viele Bereiche der Infrastrukturplanung verwendet werden können. Bereits im August war diese Studie Mitgliedern des Kreistages vorgestellt worden (wir berichteten).

Vor den Bürgermeistern machte Landrat Fleschhut nun noch einmal deutlich, dass gehandelt werden müsse - und zwar jetzt. Ein Teil der Aufgabe liegt beim Landkreis. Aber auch jede Gemeinde für sich müsse analysieren, wie sie sich für die Zukunft rüsten kann. Denn wie auch die Studie zeigt, gebe es in Süden und im Norden des Landkreises ganz unterschiedliche Aussagen zur Bevölkerungsstruktur und deren Entwicklung.

Als Beispiele nannte er ein Umdenken in der Baulandpolitik, die weg von den Einheimischenmodellen gehen müsse und die Gesundheitsversorgung. Die Politik müsse klar machen, wie wichtig der Erhalt der Hausärzte und das ortsnahe Krankenhaus gerade für die älteren Menschen sind.

Die Förderung des Ehrenamtes ("der Kitt zwischen den Generationen") spiele hier eine Rolle, ebenso die Ansiedlung neuer Arbeitsplätze, damit junge Familien zuwandern können. Für so manches müsse jetzt das Startsignal gegeben werden, appellierte er an die Bürgermeister.

Dass sich einige Ostallgäuer Gemeinden im Bereich der Seniorenpolitik bereits auf den Weg gemacht haben, zeigten Beispiele, die Lucia Hartung, am Landratsamt zuständig für die Entwicklung des seniorenpolitischen Gesamtkonzeptes für das Ostallgäu, vortrug. So entsteht in Obergünzburg der Seniorentreff, der "Uhu" heißen soll, im alten Rathaus.

In Lechbruck ist das Seniorenkonzept "Lechbrucker helfen Lechbruckern" in Planung, in Roßhaupten gibt es ein Mehrgenerationenhaus, in Buchloe eine Seniorenbegegnungsstätte, in Pfronten ein Seniorenkonzept.

In den meisten der über 40 Gemeinden gibt es bereits einen Seniorenbeauftragten. Weiter seien unter anderem der Erhalt der örtlichen Versorgungsstruktur, barrierefreier Wohnraum in zentraler Lage und die Förderung ehrenamtlichen Engagements wichtig. Weitere Tipps, wie die Bevölkerungsprognose, von der alle Bereiche betroffen seien, positiv ausgewertet werden kann, gab Stefan Mohr, Leiter der Abteilung Soziales am Landratsamt.

Überdacht werden könne die Nutzung gemeindlicher Gebäude zum Beispiel als Dorfgemeinschaftshaus, die Belebung der Ortskerne, der Aufbau neuer Erwerbszweige oder auch die Beteiligung Jugendlicher an der Diskussion zur Gemeindeentwicklung.