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"Klöppeln braucht Zeit"

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"Klöppeln braucht Zeit"

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    "Klöppeln braucht Zeit"
    "Klöppeln braucht Zeit" Foto: ralf lienert

    Altes Kunsthandwerk bewahren möchte die Vereinigung "Land-Hand". Wir stellen in loser Reihenfolge einiger dieser Allgäuer "Heimhandwerker" vor. Den Beginn macht Klöpplerin Ursula Seiffer aus Sulzberg, die dort eine kleine Klöppelwerkstatt betreibt.

    Sulzberg l sir l Schwer sei es nicht, Klöppeln zu lernen, sagt Ursula Seiffer. "Aber man braucht viel Zeit und Geduld." Die 61-Jährige zeigt auf ein geklöppeltes Spitzendeckchen, das hinter Glas und auf Samtstoff gebettet, in einem Holzrahmen an der Wand ihrer gemütlichen Werkstatt hängt. "Eineinhalb Jahre habe ich immer wieder daran geklöppelt." Das sei die Zeit gewesen, als ihre Tochter schwer krank war. Sie zeigt auf eingearbeitete kleine Perlen. "Meine Tränen während dieser Monate"

    1976 besucht Ursula Seiffer an der Volkshochschule in Kempten ihren ersten Klöppelkurs. Es folgen weitere. "Ich habe Klöppeln von der Pike auf gelernt.

    " Beim Klöppeln müsse man sich konzentrieren und bekomme doch einen "freien Kopf". Mehrere Stunden täglich sitzt die gelernte Kürschnerin meist vor dem Klöppelkissen. "Ich habe die Hölzer gerne in der Hand." Die kunstvollen Klöppelspitzen werden ganz unterschiedlich genutzt: Zur Verzierung von Blusen und Trachtenhauben beispielsweise, als Tischdeckchen, Gardinen, feine Schals, sogar als zarte Hals- oder Armbänder in Gold oder Silber. Vor allem in der Tschechei seien solche Schmuckstücke noch heute aktuell und begehrt. Ansonsten habe jedes Land seine eigene Klöppeltechnik.

    "Das ist Brüsseler Spitze"

    Seiffer zeigt auf die vielen selbst gemachten Deckchen, die hinter Glas ihre kleine Klöppelwerkstatt in Sulzberg schmücken. "Das ist Brüsseler Spitze, der Stern hat ein französisches Muster." Das erste Modellbuch für Klöppelspitze stamme aus Italien, aus dem Jahr 1542. Traditionelle Klöppelregion in Deutschland sei das Erzgebirge.

    Vor der großen Fensterscheibe baumeln aus Leinengarn geklöppelte Herzen, helle Kleeblätter, mit Holz umrahmte Fantasiemuster und dreidimensionale Hühner. "Auf Märkte könnte man so etwas niemals verkaufen. Da müsste ich ja für solch eine kleine Henne 15 Euro verlangen." Vier Stunden Arbeit stecke in dem wenige Zentimeter großen Dekorationsstück. "Dann muss es noch gestärkt, trocken geföhnt und zwischen zwei Taschentüchern gebügelt werden."

    Wer klöpple, wiederholt sich Seiffer, brauche viel Geduld, und auch Zeit. "Zeit haben heute allerdings die wenigsten Leute." Wohl deshalb sei die Nachfrage nach Klöppelkursen gering.

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