Ausstellung Der bedeutende Westallgäuer Maler Johann Keller wird mit einem fragwürdigen Konzept geehrt - Vor 100 Jahren geboren">

Artikel: Kleiner Einblick ins Schaffen

31. Juli 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
stefan schwertfirm

Ausstellung Der bedeutende Westallgäuer Maler Johann Keller wird mit einem fragwürdigen Konzept geehrt - Vor 100 Jahren geboren

Von Klaus-Peter Mayr |WeilerJohann Keller zähle zu den bedeutendsten Malern des Allgäus, meint Roman Soukup, der den Nachlass des Ende 2006 verstorbenen Westallgäuer Künstlers betreut. Soukup nahm sich deshalb schon Anfang 2007 vor, Ausstellungen zu organisieren, um Keller und seine einzigartigen Öl-/Tempera-Bilder von Allgäuer Landschaften und Dörfern bekannter zu machen.

Nun hat der Kunstexperte aus Oy-Mittelberg endlich eine erste Schau realisiert. Sie trägt den Titel "Johann Keller: Mein Allgäu" und ist aufgeteilt auf das Kornhaus-Museum und das Heimatmuseum.

Der Anlass ist ein zwingender, schließlich wäre Keller in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Doch anstatt der zu erwartenden umfassenden Retrospektive wählte Soukup ein anderes, teilweise fragwürdiges Konzept: Er nennt die Schau eine Hommage an Keller und bezog vier weitere Künstler ein.

Ein Vorgehen, das den Blick auf die Hauptperson - nicht zuletzt wegen der begrenzten Ausstellungsfläche - einengt. Wo ist Johann Keller, fragt man sich, wenn man das Kornhaus-Museum betritt.

Große Ausstellungs-Plakate (mit Hinweis auf deren Käuflichkeit) empfangen die Besucher, dann kommen die Hommage-Werke von Petra Thalmeier, Matthias Buchenberg, Gertrude Mendler und Keller-Sohn Bernhard Jott. Erst in einem abgetrennten Raum sowie oben im ersten Stock begegnet man dem Meister selbst.

Neben einer Reihe von Skizzen und Zeichnungen hat Soukup 22 Gemälde hängen lassen. Sie geben einen kleinen, aber keineswegs sättigenden Einblick in das Schaffen von Keller, der erst Ende der 1960er Jahre, nach dem Ende seines Berufslebens als Kaufmann, so richtig mit dem Malen begonnen hatte und 400 Arbeiten fertigte. Der Mensch Keller freilich bleibt dennoch kaum sichtbar. Es gibt weder ein Foto von ihm noch ausführliche Erläuterungen. Schaut so eine Hommage aus?

Film über den Künstler

Allein 16 nicht sehr aussagekräftige Fotos vom Kurator Roman Soukup zeigen ein wenig aus dem Leben Kellers: sein Haus in Irsengund bei Oberreute, von dessen Terrasse aus er einen grandiosen Blick über sein geliebtes Allgäu hatte, das Atelier, das Schwimmbad. Kuriosum am Rande: Für diese Fotos gibt Soukup auf der Preisliste einen Versicherungswert von 10000 Euro an.

Glücklicherweise haben die Westallgäuer Jochen Richter und Petra Berners kurz vor Kellers Tod ein filmisches Porträt gedreht. Der 20-minütige Streifen mit dem Titel "Späte Bilder" lässt den Künstler zu Wort kommen und zeigt weitere Arbeiten. Ebenfalls ein wenig mehr zur Person Keller bieten die Briefe und Skizzenbücher im nahegelegenen Heimatmuseum.

Kellers Blick auf das Allgäu war ein liebevoll-nachsichtiger, aber kein verklärter oder nostalgischer. Mit dem Handwerkszeug und den Freiheiten der klassischen Moderne analysierte er Landschaften und Dörfer. Er schuf sich eine Art eigene kleine Allgäuer Welt und gewann so für sich und die Betrachter immer wieder neue Einsichten.

So können sich auch andere Künstler mit ihm gewinnbringend auseinandersetzen. In Weiler nimmt sein Sohn Bernhard Jott Keller mit fünf Werken direkt Bezug. Ebenso der Oberallgäuer Matthias Buchenberg mit filigranen Eisenskulpturen. Das ergibt reizvolle Spannungen.

Die Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Westallgäuer Heimatverein läuft bis 7. September (geöffnet Mittwoch bis Sonntag von 13 bis 17 Uhr).