Über ein Fläschchen Sekt oder einen Geldschein dürfen sich jetzt wieder Zeitungszusteller, Briefträger oder die Männer von der Müllabfuhr freuen. Trotz Wirtschaftskrise stecken Privatleute den fleißigen Dienstleistern zu Weihnachten kleine Geschenke zu, hat eine AZ-Umfrage ergeben. Dies läuft in der Regel unter einer Voraussetzung: "Man muss mit der Kundschaft persönlich bekannt sein", weiß der Haldenwanger Postbote Matthias Amann. Anonyme Zusteller und Aushilfen würden meist leer ausgehen.
Als Stammzusteller beliefert Amann die Haldenwanger und Börwanger bereits seit 1980 mit Briefen und Paketen. Zwischen Tür und Angel wechselt er mit den Postkunden gerne ein paar nette Worte. Da bleiben kleine Trinkgelder am Ende des Jahres nicht aus. Die viel zitierte Krise habe an dieser Gepflogenheit nichts geändert. Amann: "Die Leute geben wie eh und je." Bei Allgäu Mail haben zwar einige Zusteller eine leichte Zurückhaltung bei den Aufmerksamkeiten zu Weihnachten festgestellt. Ein paar Süßigkeiten oder ein kleiner Geldbetrag werden aber dennoch oft gern gegeben.
Das hat auch Zeitungsträgerin Marianne Reich festgestellt. Bei Wind und Wetter steckt die Frau jede Nacht 80 Exemplare der Allgäuer Zeitung in Börwanger Briefkästen. Das seit zehn Jahren. Und so kennen die treuen AZ-Stammleser "ihre" Marianne. Sie sind es auch, die sich bei der fleißigen Zustellerin am Jahresende mit einer kleinen Gabe bedanken. Mal bekomme sie eine Schachtel Pralinen, mal eine Flasche Sekt oder einen kleinen Geldschein. "Das freut einen schon", sagt Marianne Reich. Zuweilen rührend findet sie die handschriftlichen Dankesbekundungen und guten Wünsche der Zeitungsabonnenten.
Keine Zustellerin gibt es in einem kleinen Weiler zwei Kilometer von Betzigau. In dem 20-Seelen-Nest legt der Milchfahrer täglich vier Zeitungen ab. "Der kriegt jedes Jahr a bissle was von mir", sagt eine Altbäuerin, die ihren Namen freilich nicht in der Zeitung lesen will. Sie reicht die Ausgaben an die Abo-Haushalte weiter - ehrenamtlich, versteht sich. Auch dem Postboten und den Müllmännern steckt die Frau an Weihnachten gerne einen Geldschein zu. Wer bei Wind und Wetter treu seinen Dienst versehe, "der hot so a kleine Anerkennung verdient", bringt es die Altbäuerin auf den Punkt.
Auch bei der Müllabfuhr sind keine Klagen über nachlassende Großzügigkeit der Haushalte zu hören: "Auf dem Land gibts meist méhr als in der Stadt, private Haushalte beschenken ihre Müllmänner eher als Bewohner von anonymen Wohnanlagen", weiß Thomas Knoll, bei der Abfuhrfirma Dörr für die Müllentsorgung zuständig. Ob Pralinen, eine Flasche Wein oder Geldbeträge - an Geschenken kommt "da schon etwas zusammen".