Oberstdorf | mic | Als "Lösung, bei der alle Interessen berücksichtigt werden", bezeichnet Oberstdorfs Bürgermeister Laurent Mies das beschlossene Finanzierungsmodell zum Neubau der Nebelhornbahn: Mit knappen elf zu neun Stimmen hat sich der Gemeinderat für eine finanzielle Unterstützung des Großprojekts ausgesprochen.
Kostenbeteiligung: 3,5 Millionen Euro. Die fehlenden 1,6 Millionen Euro sollen über Kleinaktionäre hereingeholt werden (siehe Infokasten). Dem Beschluss ging eine hitzige Diskussion voraus, zumal vor den Beratungen Kämmerer Martin Schmalholz im "Kassensturz" die schwierige Finanzlage des Marktes aufgezeigt hatte. Er stellte klar: Aus dem laufenden Betrieb sei kein Geld übrig, die 3,5 Millionen Euro müssten zusätzlich erbrachten werden ohne Neuverschuldung. Schmalholz verwies auf Grundstücksverkäufe und Steuererhöhungen.
Grünenrätin Bergith Hornbacher-Burgstaller bezeichnete das Finanzierungsmodell der Verwaltung als "zwangsneurotisches Gedankenspiel, um an Geld heranzukommen, das beim Markt nicht da ist".
Alexander Rößle betonte, dass die SPD jegliche Beteiligung an der Nebelhornbahn AG ablehne. "Ich bin der Überzeugung, dass der Markt dies nicht leisten kann - auch in abgespeckter Version." Beschlossene Maßnahmen würden gefährdet. Anton Weiler (UOL): Es sei nicht Aufgabe der Kommune, einem privaten Unternehmen unter die Arme zu greifen. "Das Geld haben wir nicht."
Rudolf Götzberger, Freie Wähler, stellte gar einen Antrag auf eine offizielle Bürgerbefragung vor einer Ratsentscheidung - dies wurde jedoch mit 14 zu sechs Stimmen abgelehnt. Götzberger kritisierte zudem, dass Voraussetzungen wie die Verkehrsfragen "nicht einmal im Ansatz" gelöst seien.

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Von Seiten der CSU hob Stephan Knoll hingegen die Bedeutung der Bergbahn für Oberstdorf hervor: "Wir müssen die bedeutendste touristische Einnahmequelle im Ort sicher." Auch FDP-Rat Dr. Wolfgang Nettesheim betonte: Es gehe um eine Investition in die Zukunft. Freier Wähler Martin Rees sprach sich nachdrücklich für das neue Modell aus, da verschiedene Interessen berücksichtigt seien. Er betonte: "Die Nebelhornbahn wäre sehr gut beraten, das Angebot anzunehmen."
Adalbert Schall (CSU) forderte mit Blick auf die fehlenden 1,6 Millionen Euro die Oberstdorfer Tourismusbetriebe auf, ein Zeichen zu setzen und mitzuinvestieren.
Auf Seiten der Nebelhornbahn zeigte man sich nach der knappen Ratsentscheidung verhalten. "Der Beschluss weicht in Sachen Finanzen und Zeitschiene stark von unserem Vorschlag ab", so Aufsichtsratsvorsitzender Augustin Kröll. Das Modell werde seriös geprüft und am 7. Oktober in der Aufsichtsratssitzung eine endgültige Entscheidung getroffen.