Artikel: Klecks will flexibel reagieren

10. Januar 2003 20:30 Uhr von Allgäuer Zeitung

Wie der Kleinkunstverein auf wechselnde Publikums-Vorlieben antwortet

Von unserem Redaktionsmitglied Klaus-Peter Mayr, Kempten - Der Klecks hat es nicht leicht. Seit genau 20 Jahren organisiert der Verein Konzerte und Kabarett. Aber dass sich ein größeres Stammpublikum gebildet hätte, das sich bei Veranstaltungen immer blicken lässt, gibt es nicht. Was die Planungen für Programme nicht leichter macht und die Verantwortlichen vor manches Rätsel stellt, wie Vorsitzender Hansjürg Hensler sagt. Doch verzagt sei man nicht, fügt Hensler an. 'Unsere Stärke ist, dass wir flexibel sind.' Deshalb hat es im vergangenen Herbst eine 'kleine Pause' gegeben, was das traditionelle Programm anbetrifft und stattdessen die Beteiligung am Jugendprojekt 'Autumn rumble'. Und nun gibt es die Folklore-Tage, eine Reihe, die zum dritten Mal angesetzt wird. Parallel dazu kommt einer der Großen deutschen Jazz-Gitarristen in den Klecks am Hofgarten: Michael Sagmeister. Fragt man Hansjürg Hensler nach den Ursachen für den bisweilen lauen Publikumszuspruch, dann zuckt er zuerst einmal die Schulter. Warum der Klecks-Saal mal voller, mal leerer ist, könne er auch nicht beantworten. Sicherlich gebe es mittlerweile ein Überangebot an kulturellen Veranstaltungen in Kempten, meint er. Das hat den Klecks im Herbst zu einer Pause bewogen. Er stellte keine eigenen Veranstaltungen auf die Beine, sondern beteiligte sich lediglich an der Organisation des 'Autumn rumble', einer Reihe mit sechs Jugendkonzerten und einer Filmnacht, die sensationell gut ankam (wir berichteten). Diese Beteiligung zeige, wie man angesichts der unsicheren Publikumsresonanz handeln könne, sagt Hensler. Flexibel nämlich. Bevor man ein Konzept 'zu Tode betreibt', müsse man sich umorientieren, sagt er und versucht die Klecks-Strategie mit einem Beispiel aus dem Skat zu untermalen: 'Wenn ich ein Spiel mache, und es funktioniert bei der zweiten Karte nicht, dann kann ich es so nicht zu Ende spielen.'

Folklore-Tage mit Originalem Taktikänderung also. Aktuell heißt das, einen Block unter dem Motto 'Folklore' anzubieten. Von Donnerstag, 16., bis Freitag, 24. Januar, gibt es fünf Konzerte mit Folk-Musik aus fünf europäischen Ländern. Es handelt sich um die dritte Auflage, betreut vom Klecks-Spezialisten für diese Sparte, Klaus Kiechle. Allerdings: Sicher ist es nicht, dass die Folklore-Tage zum Publikumsrenner werden. Denn beim letzten Mal seien auch mal nur 29 Besucher gezählt worden. Kiechle glaubt, die Folklore-Tage bräuchten eine Anlaufzeit, man müsse also einen längeren Atem haben, um sie zu etablieren. Damit das gelingt, hat er Bands verpflichtet, die Ursprüngliches und Originales auf die Bühne bringen. Er schwärmt besonders vom russischen Gypsy-Trio 'Talisman' (22. Januar). 'Vor allem der Geiger Oleksander Klimas spielt grandios.' Für die Reihe gibt es erstmals einen speziellen Festivalpass, mit dem man die fünf Abende zu ermäßigtem Preis besuchen kann. Im Zusammenhang mit den Folklore-Tagen ist die Klecks-Eigenproduktion 'Der Watzmann ruft' zu sehen. Das 'Rusikal' frei nach Wolfgang Ambros und M. O. Tauchen erlebt sein mittlerweile drittes 'Da Capo'. Am 14. März schließlich feiert der Klecks sein großes Jubiläum. 20 Jahre gibt es den Verein, was mit einer großen Gala im Kornhaus gefeiert wird (19 Uhr). Unter anderem spielen Stephan Holstein und das Gitarren-Duo (Nieberle/Kagerer). i Karten im Vorverkauf zu allen Veranstaltungen unter 0831/29276.