Von Sandra Baumberger|Eppishausen'Ein Film in Eppishausen - das wird es so schnell nicht wieder geben', ist sich Ferdinand Lachenmayr sicher. Um das Geschehen und natürlich auch die Hauptdarsteller Monica Bleibtreu, Matthias Brandt und Maria Popistasu aus nächster Nähe miterleben zu können, hat er sich wie zahlreiche andere Unterallgäuer als Komparse beworben - und ist genommen worden. Heute hat er seinen Auftritt in der Bar - doch welche Rolle er in dem Fernsehfilm 'Der Zierfisch' genau spielen wird, weiß er ebenso wenig wie die übrigen 13 Männer und Frauen, die sich an diesem Abend an der so genannten Basisstation des Filmteams in Eppishausen eingefunden haben.
Schon beim Casting hat Nicole Front von der Filmproduktionsfirma Sperl und Schott die Bewerber auf die wichtigste Eigenschaft eines Komparsen hingewiesen: Geduld. Tatsächlich wird die ziemlich auf die Probe gestellt: Um 20 Uhr sollten die Statisten da sein, eine halbe Stunde später vertreten sich bereits die ersten gelangweilt die Beine und Sarah Albrecht vom Filmteam hat alle Mühe, die Männer und Frauen beisammen zu halten. Schließlich könne es jeden Moment losgehen. Darauf warten die Statisten aber auch um 21 Uhr noch, die Ungeduld wächst.
Zu gern wüsste man endlich, was man in den nächsten Stunden zu tun haben wird und was etwa 100 Meter oberhalb der Basisstation am eigentlichen Drehort, der alten Tankstelle, vor sich geht. Doch zugucken ist nicht erlaubt - die Dreharbeiten sollen nicht gestört werden.
Um 22 Uhr kommt langsam Bewegung in die Gruppe - die Komparsen dürfen mit ihrer mitgebrachten Kleidung zur Kostümprobe vortreten. Ferdinand Lachenmayr verlässt den Requisitenbus dann aber im filmeigenen beigen Jogging-Anzug mit fester Bügelfalte im 80er-Jahre-Look, Axel Wendler muss sein kariertes gegen ein orangegeblümtes Hemd eintauschen, das an den Hüften ein wenig straff sitzt.
Rund eineinhalb Stunden später lehnt er zusammen mit Erich Kugelmann und Ferdinand Lachenmayr lässig in der Bar am Tresen, in der Hand ein alkoholfreies Bier. Auch die übrigen Komparsen haben sich in dem kleinen, extra für den Film gebauten Raum verteilt. Sie sollen sich nun ganz zwanglos unterhalten - angesichts der mehr als dreistündigen Kennenlernphase kein Problem. 'Seid ganz ihr selbst', fordert der Regisseur Hans Steinbichler die Statisten auf. 'Und Action, bitte!'
Nach der x-ten Wiederholung und mit zunehmender Müdigkeit lässt die Begeisterung für die Bar spürbar nach, auch dem Team ist die Erschöpfung anzumerken. 'Das ist richtig harte Arbeit', bemerken die Komparsen, die in jeder Umbaupause in den Garten gescheucht werden, um dem Filmteam nicht im Weg zu stehen. Nur Matthias Brandt und seine rumänische Kollegin Maria Popistasu haben offensichtlich jede Menge Spaß, während es Monica Bleibtreu nicht anders ergeht als den Komparsen: Sie friert.
Für die ersten Komparsen fängt in knapp zwei Stunden die reguläre Arbeit an, an Schlaf ist da nicht mehr zu denken. Dennoch sind sich alle einig: Eine unvergessliche Erfahrung.