Historisches Zeitzeuge Hermann Hofer (83) berichtet von der Entstehung der Verwaltungsgemeinschaft Sigmarszell im Jahre 1972">

Artikel: Klangvoller Name "aus historischen Gründen"

4. August 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Historisches Zeitzeuge Hermann Hofer (83) berichtet von der Entstehung der Verwaltungsgemeinschaft Sigmarszell im Jahre 1972

Von Maria Luise Stübner |SigmarszellWirft man einen Blick auf die Anfänge des heutigen Sigmarszells, die Zusammenlegung der ehemals selbständigen Gemeinden Bösenreutin, Niederstaufen und Sigmarszell bei der Gemeindereform, kommt man an einem Namen nicht vorbei: Hermann Hofer. Über die aufregenden Zeiten weiß der 83-jährige Zeitzeuge einiges zu erzählen.

November 1971: Einstimmige Beschlüsse der Gemeinderäte von Sigmarszell, Niederstaufen und Bösenreutin machen den Weg frei für die Zusammenlegung. Auch die Bürger sind gefragt. Sie sprechen sich bei einer Volksabstimmung mit großer Mehrheit für die Dreierlösung aus.

Der 1. Januar 1972 ist der offizielle Geburtstermin der neuen Gemeinde, die den vorläufigen Namen Schlachters erhält. Anfang März wird der neue Gemeinderat gewählt. Sieben Wochen später steht eine Überraschung ins Haus: Das Landratsamt Lindau annulliert die Wahl. Bei zwei von drei Wahlvorschlägen - es gab für jeden Ortsteil eine Liste - fehlten Unterschriften.

Der Gemeinderat, der zwischenzeitlich Hermann Hofer zum zweiten Bürgermeister gewählt hat und beschlossen hat, die Stelle des ersten Bürgermeisters hauptamtlich zu besetzen und auszuschreiben, ist ab sofort nicht mehr für die Geschicke der Gemeinde zuständig.

Bis zur Neuwahl, die für den Juni angesetzt ist, braucht es einen Staatsbeauftragten. Berufen wird Hermann Hofer. "Ich habe sofort eine Wahlversammlung einberufen", erzählt Hofer. Stattgefunden habe sie in der Werkhalle des Autohauses Birk - eine eigene Halle besaß die Gemeinde noch nicht. Bei der Versammlung einigten sich die Bürger auf einen Wahlvorschlag, eine Gemeinschaftsliste, die alle Ortsteile gleichmäßig berücksichtigte.

In dieser Übergangszeit ging Hofer auch an die Vorbereitungen für die Aufstellung eines Flächennutzungsplans für das gesamte Gemeindegebiet - eine der wichtig-sten anstehenden Aufgaben für den neuen Gemeinderat. Nach den Neuwahlen trat Hofer ins zweite Glied zurück und wurde zweiter Bürgermeister unter dem hauptamtlichen Gemeindechef Anton Ziegler.

Vieles galt es zu bewältigen für das neue Gremium, darunter der Bau der Halle in Schlachters. Die hätte Hofer allerdings lieber direkt am Sportplatz gesehen, als am jetzigen Standort. "Ziemlich dran beteiligt" sei er am Bau des Leiblachwanderwegs gewesen, der von Hangnach bis nach Niederstaufen führt. Da habe er selbst mit Hand angelegt, mit der Motorsäge Bäume gefällt. Der Elan in der Gemeinde sei damals sehr groß gewesen, stellt Hofer fest.

Das habe sich auch bei den Sportplatzbauten gezeigt, wo die Mitglieder sehr viel an Eigenleistungen einbrachten.

Noch bis zum Februar 1974 dauerte es, bis der endgültige Name für die Gemeinde feststand. Für Sigmarszell hatten sich elf der 13 Räte ausgesprochen ebenso die große Mehrheit der Bürger. Er habe ebenfalls zu den Verfechtern gehört, sagt Hofer. Nicht nur des klangvolleren Namens wegen, sondern "vor allem aus historischen Gründen".