Füssen | rea | "Musik erzeugt Stimmung. Und das Musikinstrument in der bildenden Kunst drückt Stimmungslagen aus. Mit dieser Ausstellung wollen wird diesen Aussagen auf die Spur kommen." So eröffnete Thomas Riedmiller, Leiter des Füssener Kulturamtes, die Sonderausstellung "Klang und Sinn - Saiteninstrumente in der grafischen Kunst". Sie wurde parallel zum Geigenbauforum eröffnet (wir berichteten) und ergänzt das Festival "Vielsaitig", das am heutigen Samstag zu Ende geht. Die Ausstellung im Museum der Stadt ist dagegen noch bis zum 12. Oktober zu sehen.
Lauten und Geigen sind Engeln in die Hand gegeben. Das abgelegte Saiteninstrument in einem Stillleben verstärkt den Eindruck der Vanitas, der Vergänglichkeit alles Irdischen. Eine Lautenspielerin dagegen signalisiert Lebenslust. Mit diesen Grundaussagen begann Thomas Riedmiller seine Erklärungen zur Ausstellung mit zahlreichen bekannten und weniger bekannten Werken großer und kleinerer Grafiker.
Seinen Exkurs in die Geschichte des Instruments in der grafischen Kunst begann er in der Antike, die Apollo als Gott des Lichts und der Künste häufig mit einer Lyra darstellte.
Gott Hermes soll der Erfinder der Zupfinstrumente gewesen sein, als er aus einem Schildkrötenpanzer, Schilfrohr und Schafdarm eine Leier fertigte - eben die, die Apollo gegen seinen goldenen Stab eintauschte. Riedmiller erwähnte Pythagoras und Plato, ihre kosmische Musik der Sphärenharmonie. Er gelangte ins Mittelalter zur heiligen Cäcilia, die als Heilige der Tonkunst verehrt wird.
Als Heilige der Tonkunst, vornehmlich der Kirchenmusik, wurde seit dem Mittelalter die heilige Cäcilia verehrt. Ihre Gottesvision bei ihrer Hochzeit hat Raffael 1516 für San Giovanni al Monte in Bologna bildhaft festgehalten: Cäcilia blickt als einzige der Figurengruppe mit Paulus, Johannes, Augustinus und Maria Magdalena zum Himmel und sieht die Engelschöre. Ausführlich analysierte Riedmiller dieses Bild und seine Symbolik in den dargestellten Instrumenten.

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Riedmiller ging auch auf Grafiken in der Füssener Ausstellung ein. In einer Reproduktionsgrafik von Ferdinand Piloty nach dem Gemälde "Der liederliche Student" von Gerardt van Honthorst lässt sich anhand des aufgeschlagenen Folianten die Bildaussage genau deuten. Hell von einer Kerze angestrahlt spielt eine der Damen auf einer Theorbe. Das Lauteninstrument stehe hier eindeutig als ein Symbol der Sinnlichkeit, Lebenslust, Sexualität.
Die Ausstellung "Klang und Sinn - Saiteninstrumente in der grafischen Kunst" im Museum der Stadt Füssen ist noch bis zum 12. Oktober zu besichtigen. Die Öffnungszeiten: Dienstag mit Sonntag von 11 bis 17 Uhr.