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Kirche war unser Stolz

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Kirche war unser Stolz

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    Von Gerlinde Schubert Marktoberdorf - Vor 50 Jahren bekam die evangelische Kirchengemeinde in Marktoberdorf ein Zuhause. Und Georg Urban erinnert sich noch sehr genau an jene Zeit. Er war dabei, als die evangelische Gemeinschaft nach dem Zweiten Weltkrieg sprunghaft anwuchs und bald bestrebt war, ein eigenes Gotteshaus am Ort zu bekommen. Er war selbst einer von jenen, die durch Krieg und Vertreibung aus der angestammten Heimat ins Allgäu kamen und hier in der evangelischen Diaspora neu Wurzeln fassen mussten. 1919 in Schlesien geboren hieß es für den jungen Georg Urban zunächst, in den Krieg zu ziehen. Er war, wie er erzählt, bei den Funkern - und dies bestimmte auch sein späteres berufliches Leben. Durch einen Kriegskameraden kam er ins Allgäu, nachdem ihm wie so vielen der Weg in die alte Heimat versperrt war. Zunächst fand er Arbeit in Augsburg bei der Post, bereits 1946 kam er zum Fernmeldedienst nach Marktoberdorf. Er war 26 Jahre alt. 'Wir waren damals froh, ein Dach überm Kopf und Arbeit zu haben', beschreibt Urban die Situation.

    Gut aufgenommen worden Als 'Luthrischer', wie die evangelischen Christen damals oft genannt wurden, befand er sich im überwiegend katholischen Marktoberdorf in einer Minderheit, die aber gerade durch die vielen Heimatvertriebenen schlagartig von rund 40 laut Urban auf über 1600 im Jahr 1946 angewachsen war. Man sei damals aber gut aufgenommen worden und gut mit den Einheimischen ausgekommen, erinnert sich der 86-Jährige Georg Urban, der sich in der evangelischen Gemeinde fast 30 Jahre lang als Kirchenvorstand engagiert hat. Noch in den ersten Nachkriegsjahren wurden die Marktoberdorfer Protestanten von Kaufbeuren aus betreut, bis 1949 Walter Christlein, der erste Pfarrer der evangelischen Gemeinde, zunächst als Vikar nach Oberdorf entsandt wurde. Immer stärker wurde der Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus. Georg Urban erzählt vom enormen Einsatz Christleins und dessen Frau für den Kirchenbau, aber auch zahlreicher Gemeindeglieder. Sie sammelten durch Tombolas, Konzerte und Kontakte zu Sponsoren nicht nur Gelder ein, sondern brachten auch viel Eigenleistung beim Bau ein.

    Großzügige Sponsoren Sehr hilfreich sei sicherlich auch gewesen, so Georg Urban, dass etliche Leute in bedeutenden Positionen zur evangelischen Gemeinde zählten. Darunter auch der damalige Landrat Dr. Ludwig Mayr-Falkenberg, der Leiter des Gesundheitsamtes Hans Joachim Schulz-Merkel oder auch der Chefarzt am Krankenhaus, Stübel. Verschiedene Firmen hätten großzügig gespendet. Urban erinnert sich dabei an die Spinnerei-Weberei Momm in Kaufbeuren oder auch an die Wäschefabrik Bloss in Marktoberdorf. Dazu sei gekommen, dass auch die politische Gemeinde mit Bürgermeister Anton Schmid an der Spitze dem Anliegen sehr offen gegenüber stand. Und auch von Seiten der katholischen Pfarrer sei viel Wohlwollen verspürt worden. Man habe sich ja in einer Zeit befunden, in der es die Ökumene noch nicht in der heutigen Form gab.

    Per Sammeltaxi zum Gottesdienst In Marktoberdorf nun stand ab 1955 das Gotteshaus. Etliche Gläubige aber wohnten in den umliegenden Dörfern. Und noch lang hatte nicht jeder ein Auto. Also galt es, für diese Gläubigen eine Transportmöglichkeit zu schaffen. 1956/57 wurde ein Kleinbus gekauft. Georg Urban holte in diesem Sammeltaxi lange Zeit Sonntag für Sonntag Gläubige aus den verschiedenen Ortschaften ab zu den Gottesdiensten in die Johanneskirche. Sie sei, so Georg Urban abschließend zur dieser Erfolgsgeschichte 'unser ganzer Stolz' gewesen. Das Festprogramm Mit verschiedenen Veranstaltungen feiert die evangelisch-lutherische Gemeinde Marktoberdorf den 50. Geburtstag ihrer Johanneskirche: Morgen, Samstag, kommt das Frauenkabarett 'Die Avantgardinen' in die Filmburg, am Sonntag, 26. Juni, findet um 9.45 ein großer Festgottesdienst statt, am Dienstag, 28. Juni , geht es bei einem Vortrag um 20 Uhr im Gemeindesaal um das Thema 'Die Zukunft der Kirche' (mit Kirchenrat Dr. Ark Nitsche). Der Erinnerung an die Anfänge ist der Abend des Donnerstags, 30. Juni, im Gemeindesaal gewidmet. Am Sonntag, 3. Juli, findet im Anschluss an den Familiengottesdienst ein Gemeindefest mit buntem Programm statt.

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