41000 Euro an Äthiopienhilfe übergeben - Buben und Mädchen als Straßenmusikanten unterwegs Wangen/Waltershofen (ins). Seit über 20 Jahren ist der Lehrer Bruno Sontheim mit Buben und Mädchen aus der Grundschule Waltershofen (Gemeinde Kißlegg) auf den Straßen in Allgäuer Städten unterwegs, um Spenden für notleidende Menschen zu ersingen. Anerkennung erhielten der Wangener und die Kinder jetzt von prominenter Seite: Um einen Scheck über 41000 Euro für die Äthiopien-Hilfe 'Menschen für Menschen' aus den Händen der Grundschüler entgegenzunehmen, kam Karlheinz Böhm ins Wangener Rathaus..
Die kleinen Straßenmusikanten singen Kinderlieder, Weihnachtslieder, christliche Lieder, begleiten sich selbst mit Schlaginstrumenten, während ihr Lehrer Gitarre spielt und zuweilen Mundharmonika. Insgesamt rund eine halbe Million Euro warfen während der vergangenen zwei Jahrzehnte Passanten in den Hut der sich in jedem Schuljahr neu formierenden Gruppe. Meist wurden damit Missionare unterstützt, die persönlichen Kontakt ins Allgäu unterhalten. Vor ein paar Monaten schließlich fragte sich Lehrer Sontheim nach eigener Aussage, 'wieviel Geld wohl zusammen kommen muss, damit Karlheinz Böhm das Geld für Äthiopien selbst abholt.' Und dann nahm er sich gemeinsam mit den Sängerinnen und Sängern vor: 'Das schaffen wir.'Sein Lob für das Engagement der Waltershofener Kinder mochte der beliebte frühere Schauspieler jedoch nicht von Beträgen abhängig machen: 'Egal welche Summe ihr mir jetzt übergebt. Wichtig ist für mich: Ihr habt begriffen.' In das Lob mischte Böhm denn auch einige Klarstellungen ein. So lehnt er den Begriff 'Dritte Welt' als Wortschöpfung der von schlechtem Gewissen geplagten ehemaligen Kolonialstaaten ab. Wenn sie von 'Entwicklungshilfe' sprechen, so Böhm weiter, müssten sich die wohlhabenden Länder schämen, denn sie seien es schließlich, die die Länder Afrikas nicht nur durch die Kolonialisierung ausgebeutet, sondern sie danach auch in ihrer Entwicklung gehindert hätten. 'Ich lebe seit 22 Jahren in Äthiopien. Ich bin Mitglied einer äthiopischen Großfamilie. Und ich bin ein Gegner der Entwicklungshilfe'. Karlheinz Böhm wandte sich auch gegen Unterstützung der ärmsten Länder 'aus falsch verstandenem Mitleid heraus'. Es sei im eigenen Interesse der Industriestaaten, die Diskrepanz zwischen Arm und Reich zu verringern. Böhm sprach beim Empfang im Wangener Rathaus direkt die Kinder an, als er erklärte: 'Der Weltterror - das ist diese Diskrepanz zwischen Arm und Reich.' Vor seiner Verabschiedung legte Karlheinz Böhm seinen neuen Freunden aus dem Allgäu ein neues Ziel ans Herz. 93 Schulen, so der Gründer von 'Menschen für Menschen', habe er bereits in Äthiopien gründen können. Eine solche koste etwa 190000 Euro. 'Vielleicht ist eure Spende nur ein Grundstock und ihr schafft gemeinsam mit anderen in eurer Heimat die 94. Schule?' Die Waltershofener Straßenmusikanten werden also noch viele weitere Jahre zu hören sein.