Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Kinder mit Gürtel und Stock misshandelt

Allgäu

Kinder mit Gürtel und Stock misshandelt

    • |
    • |

    Rabenvater muss für über zwei Jahre ins Gefängnis Kempten (pa).'Ich hänge sehr an meiner Familie', behauptet der Angeklagte. Schwer vorstellbar, wenn man hört, wie er sie behandelt hat. Seinen dreijährigen Sohn schlug er mit dem Kochlöffel und hieb ihm einen dicken Stock so heftig aufs Knie, dass ein Dauerschaden nicht auszuschließen ist. Die 15 Jahre alte Stieftochter, die ihn schließlich anzeigte, musste stundenlang auf einem Ziegelstein knien. Geschlagen wurde sie ­ aufs nackte Gesäß, auf Schenkel und Rücken ­ mit einem Gürtel, den er der Länge nach durchgeschnitten hatte. Weil sich mit dem schmaleren Riemen 'wirkungsvoller' züchtigen ließ. Manchmal drehte er den Gürtel auch um und schlug dem Mädchen die metallene Schnalle an den Kopf.

    Schon fast an mittelalterliche Foltermethoden erinnerten den Staatsanwalt das Knien auf dem Ziegel und die Schläge mit dem halbierten Gürtel, als die seltsamen Erziehungsmethoden des Rabenvaters jetzt vor dem Kemptener Jugendschöffengericht verhandelt wurden. Auf die Frage, was ihn denn derart in Rage gebracht habe, sagt der 34-jährige Kraftfahrer, die Stieftochter sei 'sehr aufsässig' gewesen. Sie habe die falschen Freunde gehabt, sei oft betrunken heim gekommen und habe Drogen genommen.

    'Die Fliege an der Wand'

    Aber die Misshandlungen des Kleinkindes, hakt der Gerichtsvorsitzende nach, wolle er doch wohl nicht auch mit falschen Freunden oder Drogenkonsum begründen? Nein, sagt der Angeklagte. Aber er sei zu der Zeit so aggressiv und nervös gewesen, 'dass mich die Fliege an der Wand störte'. Und sein kleiner Sohn, der angeblich die Haschkippen der Stieftochter aus dem Aschenbecher klaubte und in den Mund steckte, noch viel mehr. Seinen eigenen desolaten Zustand erklärt er damit, 'dass ich zu der Zeit nur getrunken habe'. Nicht nur, denn Rohypnol, ein bei Süchtigen als Ersatzdroge beliebtes Medikament, habe er auch genommen. Drei bis vier Tabletten und sechs Halbe Bier seien so seine Tagesration gewesen.

    Wie kann einer, der dazu noch zuckerkrank ist, bei dem Konsum als Kraftfahrer arbeiten? Arbeit habe er ja nicht gehabt, und das sei auch der Auslöser für seine ganze Misere gewesen, sagt der 34-jährige: 'Wenn ich mich irgendwo beworben und gesagt habe, warum ich im Knast war, dann war\'s auch schon vorbei'. Ins Gefängnis hatte er müssen, nachdem er 1994 wegen Bandendiebstahls und räuberischen Diebstahls in 27 Fällen zu vier Jahren verurteilt worden war.

    Nahtloser Übergang

    Noch während der Rest dieser Strafe zur Bewährung ausgesetzt war, hatte der Angeklagte seine Kinder geprügelt. Schon deshalb, lehnte das Jugendschöffengericht einen entsprechenden Antrag des Verteiders ab, komme eine Bewährungsstrafe nicht mehr in Betracht. Wegen Misshandlung Schutzbefohlener in 19 Fällen (wobei die Schläge mit der Gürtelschnalle zusätzlich als gefährliche Körperverletzung gewertet wurden) verhängte das Gericht eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren und drei Monaten.

    Strafmildernd wurde ihm eine erhebliche Verminderung der Steuerungsfähigkeit wegen des Alkohol- und Tablettenmissbrauchs zugute gehalten. Berücksichtigt wurde auch, dass er durch sein Geständnis der Stieftochter eine Aussage erspart hat. Allerdings musste der Verurteilte nahtlos von der Untersuchungshaft in den Strafvollzug überwechseln. Weil er ausländischer Staatsbürger ist, befürchtete das Gericht, könne er sich angesichts der Strafhöhe davon machen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden