Kempten | se | Das Gas soll abgedreht werden, die Stromrechnung ist angemahnt. Da ging die 20-jährige Mama eines kleinen Mädchens zur Schuldnerberatung. Ihre Verbindlichkeiten summierten sich auf über 5000 Euro, ihr Partner muss 11000 Euro abstottern. Solche Fälle sind bei der Diakonie Alltagsgeschäft. Damit Jugendliche nicht in die Schuldenfalle tappen, wird an Schulen ein Projekt angeboten.
Im Sozialausschuss stellte Alfred Stoffel Details vor. Der pensionierte Oberstaatsanwalt engagiert sich ehrenamtlich für Menschen, die mit ihrem Geld nicht auskommen. Aus dieser Erfahrung heraus entstand die Idee, Jugendlichen und Kindern die Folgen von ungehemmtem Konsum klar zu machen, bevor auf dem Konto das dicke Minus entsteht. "Private Überschuldung ist ein großes gesellschaftliches Problem", weiß auch Maria Ruppolt, Leiterin des Sozialamts: "Und die Kinder erben die wirtschaftliche Inkompetenz ihrer Eltern."
Seit Januar ist Stoffel für das Präventionsprojekt aktiv - bisher nicht mit durchschlagendem Erfolg. An den Hauptschulen gab es kaum Echo auf das Angebot. An der Agnes-Wyssach-Schule hingegen werde das Thema mittlerweile in den Unterricht eingebunden.
Kontakt wurde auch aufgenommen zu den Berufsschulen. Insbesondere "die Arbeitslosen-Klassen" hat Stoffel im Visier.
Handy und Markenkleidung

Ladendiebstahl
Jugendliche stehlen Kleidung im Wert von fast 500 Euro in Kaufbeuren
Handy und Markenkleidung seien für Jugendliche verlockend. "Da geraten viele Eltern unter Druck von ihrem Nachwuchs", weiß Stoffel: "Manche fahren auch in jungen Jahren schon unsinnigerweise ein Auto, das sie sich eigentlich nicht leisten können."
Im Ausschuss war man sich einig, dass das Projekt ein größeres Echo verdient hätte. Dem Thema soll deshalb im kommenden Schuljahr mehr Platz eingeräumt werden, sagt Schulreferent Benedikt Mayer: "Mittlerweile sind alle Schulleiter sensibilisiert." Hohes Lob für sein "vorbildliches Engagement" erntete Albert Stoffel von mehreren Seiten.
Für die eingangs beschriebene Familie gelang es ihm übrigens in vielen Telefonaten und mit Schreiben an Ämter und Gläubiger, den Bankrott abzuwenden. Ein Haushaltsplan wurde aufgestellt, in dem genau steht, wieviel Geld wofür ausgegeben werden kann. Ein Erfolg, der der Schuldnerberatung der Diakonie immer wieder gelingt. Allerdings sei die einzige hauptamtliche Mitarbeiterin längst hoffnungslos überlastet. "Wir werden eine Förderung für eine weitere halbe Stelle beantragen", kündigte Stoffel an.