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Kind und Lehre unter einen Hut bringen

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Kind und Lehre unter einen Hut bringen

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    Marktoberdorf/Augsburg | dec | Berufsausbildung - das heißt in der Regel 40-Stunden-Woche, Berufsschule und Lernen. "Da hätte ich kaum noch Zeit für meinen vierjährigen Sohn", sagt Susanne Rosenstihl. Die 26-Jährige jedoch ist trotzdem Auszubildende - allerdings in Teilzeit. Statt 40 Stunden pro Woche arbeitet die alleinerziehende Mutter nur 20. "Das macht vieles leichter", sagt die angehende Sport- und Fitnesskauffrau.

    Teilzeitausbildungen gibt es bereits seit 2005, weiß Josefine Steiger, Leiterin des Ausbildungs- und Vermittlungsservices der IHK (Industrie- und Handelskammer) Schwaben. Nur kennt fast niemand dieses Modell, das der Staat jetzt fördern will. "Wenn ich die Teilzeitausbildung erwähne, sind immer alle überrascht", sagt Rosenstihl. Auch sie und ihr Arbeitgeber, das Sportstudio Allgäu in Marktoberdorf, wussten erst nichts davon.

    Noch sind es wenige

    Demzufolge bieten gerade mal 28 von rund 2100 schwäbischen IHK-Betrieben eine Teilzeitausbildung an. Nach Steigers Erfahrung sind darunter nur wenige, die von vornherein Teilzeitlehrstellen ausschreiben. Viele schwenken aber um, wenn eine Auszubildende schwanger wird. An fehlender Werbung liegt die Unbekanntheit dieses Modells nicht, so Steiger. Viel mehr erreiche es die Betriebe einfach nicht.

    Manuela Maruhn, Leiterin des Sportstudios Allgäu, wurde durch Rosenstihl und die IHK darauf aufmerksam.

    Ohne einen zusätzlichen Vollzeit-Azubi hätte sie die Kaufbeurerin jedoch nicht in Teilzeit einstellen können Warum? Das Studio ist auch abends offen und da könne ein Teilzeit-Lehrling mit Kind wesentlich unflexibler eingesetzt werden als ein Vollzeit-Azubi. Auch sei es nicht so einfach, die Ausbildungsinhalte in der kürzeren Zeit rüberzubringen. Und der Azubi fällt im Verhältnis öfter für die Berufsschule aus, da die übliche Zahl an Schulstunden weniger Arbeitsstunden gegenüberstehen.

    Firmen können sparen

    Grundsätzlich aber hält Maruhn die Teilzeitlehre für eine gute Sache. Zum einen hätten Alleinerziehende so eine Chance auf eine Ausbildung. Zum anderen sparten sich Firmen, denen ein Lehrling 20 oder 30 Stunden pro Woche reicht, die Hälfte der Vergütung. Gut vorstellen kann sie sich das Modell in Büros mit geregelter Arbeitszeit. Dort, ebenso wie in Einzelhandel und Gastronomie sieht auch IHK-Mitarbeiterin Steiger Potenzial für die Teilzeitausbildung. Die Lehrlinge, die auf dieser Basis arbeiten, sind alle weiblich.

    Meist handelt es sich um alleinerziehende Mütter. Manche können aber auch aus gesundheitlichen Gründen nicht länger arbeiten oder, weil sie einen Angehörigen pflegen. Um die Teilzeitausbildung interessanter zu machen, soll demnächst laut Steiger eine Förderung über das Ausbildungsprogramm "Fit for work" kommen.

    2500 Euro pro Jahr bekommt eine Firma dann, wenn sie einen Teilzeit-Azubi einstellt. Allerdings ist noch unklar, welche Kriterien der Bewerber erfüllen muss. Es könne zum Beispiel sein, dass die Förderung nur für Lehrlinge mit bestimmtem Schulabschluss gilt.

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