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Kernige Sprüche und nachdenkliche Töne

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Kernige Sprüche und nachdenkliche Töne

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    Von Michaela Brutscher, Oberthingau (mhu). - Im Allgäu ist die Verwendung des Begriffes 'Spriebeutel' ja durchaus mit einer gewissen Hochachtung verknüpft - ist doch ein so betitelter Mensch ein liebenswerter Sprücheklopfer, ein bescheidener Aufschneider und leichtfüßiger Phantast. Fünf solcher Exemplare gaben sich in Oberthingau beim diesjährigen 'Spriebeuteltreffa' ein grandioses Stelldichein und bescherten mit einem vierstündigen Programm einen überaus unterhaltsamen Abend. Ergänzt wurde das Programm mit Theaterspiel und Musik. Als 'Oberspriebeutel mit Lokalbonus' agierte natürlich die Oberthingauer Heimatpoetin Johanna Hofbauer, die gemeinsam mit Gottfried Stadtmüller als Initiatorin verantwortlich zeichnet. Mit gewohnt spritzigem Temperament und feinem Versmaß 'verarbeitet' sie listig so manche Alltagssituation und eigene Erlebnisse in Reime, deren Vortrag die Gäste zu wahren Lachsalven hinreißt. Als Mann ihr ebenbürtig ist Werner Blind aus Kaufbeuren: spontanes 'G'schwätz' und präzise ausgefeilte Gedichte sorgen für beste Stimmung in der ausverkauften Mehrzweckhalle. Ob er vom 'nuie Kaffeeautomat' in der Firma oder der nicht erteilten 'Absolution' durch den Pfarrer berichtet - mit Augenzwinkern und wortgewaltigem Vortrag unterhält er die Besucher mit seinen Geschichten. Einer, der die leisen, nachdenklichen Töne pflegt, ist Max Adolf aus Sonthofen. Schon der eigene und bewusst gesprochene Dialekt lässt aufhorchen und er hat etwas zu sagen, der Kabarettist aus dem Oberallgäu: bewusst zäh kommt die Geschichte einer 'Allgäuer Brautwerbung' mit dem künftigen Hochzeiter, dem das abgedroschene 'Ich liebe Dich' nicht über die Lippen will. Sensibel und doch pfiffig fasst er die Gedanken eines Vaters in Worte, dessen Tochter bald erwachsen ist und flügge wird. Bewusst gewählte Worte, fein akzentuierter Vortrag - ein 'Spriebeutel' aus eigenem, wertvollem Holz.

    Erstmals in Oberthingau zu Gast und als unwiderstehlicher Doppelpack unterwegs sind Franz Lachenmair aus Buchloe und Andreas Schlarnhaufer aus Schwabmünchen. Das Duo ist unbeschreiblich virtuos an Akkordeon und Gitarren und wortgewaltig in Prosa. Es scheint keinen Witz zu geben, den Franz Lachenmair nicht kennt und auch rechtzeitig im Hinterstübchen hervorgekramt. Drei Programmblöcke haben die Organisatoren diesen beiden 'Spriebeuteln' zugedacht und jedes Set endet mit tosendem Applaus und Zugabe-Rufen. Teils kernige Witze, dreiste Sprüche aber auch aufgepepptes Liedgut mit lokalem Bezug - das ist Franz Lachenmair's Metier. Immer präsent mit der richtigen verbalen und vor allem musikalischen Begleitung ist Andreas Schlarnhaufer an der Gitarre mit außergewöhnlichem Einfühlungsvermögen. Diese beiden 'Spriebeutel' verdienen ihren Namen zweifellos! Originelle Sketche mit viel Situationskomik präsentierten in bewährter Weise Gertrud Hehl, Alfons Breckle und Eva-Maria Hofbauer. 'Alfons als Feuerwehrmann' erzählt in voller, historischer Montur von seiner Zeit als Feuerwehrmann, während die beiden Damen im zweiten Sketch über die Eigenart ihrer 'Leos' - einmal ein Hund, einmal der Ehemann - missverständliche Erfahrungen austauschen. Alle drei Mimen machen sich letztlich auf den Weg an die Adria und erleben -weit weg von Oberthingau - viel Neues. Das musikalische Rahmenprogramm wurde von den 'Oberthingauer Bloasern', einer neunköpfigen Formation der örtlichen Musikkapelle, gestaltet. Ob Polka, Walzer oder Galopp - mit kerniger Blasmusik runden sie einen gelungenen Abend ab. i Das 'Spriebeuteltreffa' findet nochmals am kommenden Freitag, 17. und Samstag, den 18. Oktober 2003, in der Mehrzweckhalle in Oberthingau statt.

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