Obergünzburg (hk). - Die archäologischen Grabungsarbeiten im Museumspark sind abgeschlossen. Durch den geplanten Museumsneubau für die bedeutende Südseesammlung wurde es notwendig, auf dem überplanten Gelände in dem nicht überbauten Teil des ehemaligen Pfarrhofes eine Ausgrabung durchzuführen. Grabungstechniker Peter Pfister mit weiteren Mitarbeitern vom archäologischen Arbeitskreis Allgäu aus Kempten und Helfern des Arbeitskreises für Heimatkunde Obergünzburg haben neben mittelalterlichen Gebäuderesten und Ziegelsteinsimsen auch glasierte und unglasierte Keramik aus dem 15. und frühen 16. Jahrhundert entdeckt. Nach dem Abtragen einer ca. 60 cm starken Humusschicht wurden ca. 35 cm breite Natursteinmauern aufgedeckt und freigelegt. Bald zeigte sich ein rechteckiger Grundriss eines Gebäudes von 2,70 auf 3,70 Meter. An der Südseite wurde ein Kellerhals, der als Zugang in den Keller des Hauses diente, aufgedeckt. Beide Treppenwangen, überwiegend aus Rollsteinen, mit Tuff- und Nagelfluhsteinen durchsetzt, sind noch vorhanden. Die Fugen sind mit Dachziegeln aus Resten von Mönch und Nonnen ausgezwickelt. Der Kellerabgang war mit glasierter und unglasierter Keramik des 15. und frühen 16. Jahrhunderts durchsetzt. Durch die viele Holzkohle im ehemaligen Treppenbereich ist anzunehmen, dass die hölzernen Kellerstufen verbrannt sind. An der Ostmauer des Gebäudes sind Reste von zwei Kellerfenstern in Form von Ziegelsteinsimsen vorhanden. Ein Fenster erhellte den Abgang zur Kellertüre. Die Ostmauer ist im Mauerkronenbereich stark gestört und nach Westen eingedrückt. Hingegen ist die freigelegte Süd- und Westmauer des Kellers bis zum Fundament gut erhalten.
Drei alte Münzen gefunden Im Bereich des Kellerhalses wurden eine halbierte Münze aus Bern, eine Scheidemünze von 1802 sowie ein Augsburger Heller gefunden. Alle drei Münzen sind zurzeit beim Numismatiker. Die Keramikfunde sind im Kulturamt Archäologie in Kempten archiviert und werden in naher Zukunft näher datiert.
Großer Brand von 1560Ein geschichtlicher Abriss des Ortes zeigt, dass wohl die älteste Abbildung von Obergünzburg auf der Landtafel im Heimatmuseum zwischen 1714 und 1734 entstand. Diese bildlichen Darstellungen wurden immer wieder bei neu hinzukommenden Bauten ergänzt. Begonnen hatte der Pfleger von Stuben mit der Beschreibung der Pflege Liebenthann, die zum Herrschaftsbereich des Stiftes Kempten gehörte. Diese Aufzählung diente auch zur Besteuerung der einzelnen Hausschaften. Dazu wurde auch die oben erwähnte Landtafel mit Orten und Weilern der Pflege Liebenthann gezeichnet. Vor dieser Zeit ist bekannt, dass der Ort 1560 einem großen Brand zum Opfer fiel. Dies ist auch auf der großen Glocke im Kirchturm von St. Martin dokumentiert. Zwischen 1560 und der Erstellung der Landtafel im Obergünzburger Heimatmuseum ab 1714 ist von der Ortsstruktur, der Lage der Straßen und Häuser im Mittelalter leider nichts bekannt. Die jetzt im Museumspark aufgedeckten Funde wie auch die 1998 bei der Marktplatzgestaltung entdeckten mittelalterlichen Gebäudereste, einschließlich der erheblichen Brandspuren, dürften darauf hinweisen, dass die ehemaligen Gebäude wohl beim Brand 1560 zerstört wurden. Durch den langen Winter konnten die Ausgrabungen im Museumspark erst in diesem Sommer 2006 abgeschlossen werden. Grabungstechniker Peter Pfister, Rupprecht von Andrian und Wolfgang Hönig vom Arbeitskreis für Heimatkunde Obergünzburg dankten ausdrücklich Bürgermeister Herbert Schmid, dem Planungsbüro Bartl und Ungetüm, sowie Dr. Büttner vom Landesamt für Denkmalpflege in Thierhaupten für die Unterstützung. Jetzt können die Baggerarbeiten für den Museumsneubau beginnen.