Zwei Konzerte Dirigent gastiert mit dem Bayerischen Staatsorchester in Kempten In Füssen lässt Salzburger Konzertgesellschaft das Mozart-Requiem erklingen">

Artikel: Kent Nagano: Ein Weltstar am Pult

30. Oktober 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Zwei Konzerte Dirigent gastiert mit dem Bayerischen Staatsorchester in Kempten In Füssen lässt Salzburger Konzertgesellschaft das Mozart-Requiem erklingen

Von Freddy Schissler | "Mir ist klar, dass die schönen Künstenicht für jeden dieselbe Bedeutung haben können, dass sie nicht so leicht zugänglich sind wiePop-Musik. Aber es ist unsere Pflicht herauszufinden, wie wir immer mehr Menschen daran teilhaben lassen können. Das ist mein Traum." (Kent Nagano)

Ist dieser Nagano ein Träumer, der sich im stillen Kämmerlein ausmalt, wie schön die Ordnung dieser Welt theoretisch sein könnte? Der die Augen vor der Realität verschließt? Der US-Amerikaner mit japanischen Wurzeln antwortet seit langem auf diese Fragen mit einem "Nein". In Lyon beispielsweise veranlasste er als Generalmusikdirektor, dass die Türen des Opernhauses auch tagsüber geöffnet blieben. Was zwar mehr Kosten verursachte, aber den Bürgern Gelegenheit gab, jederzeit in ein Haus eintreten zu können, "das ihnen gehört und in dem ihre Sache verhandelt wird", wie Nagano betont. Denn auch in Lyon musste er feststellen: Die Opern-Besucher spiegelten nicht die Vielfalt der Einwohner einer Stadt wider.

So etwas ärgert ihn, weshalb er sich neben der Musik immer wieder gesellschaftspolitisch zu Wort meldet und Projekte vorantreibt. Geprägt hat ihn wohl dieses Erlebnis. In einer kleinen Stadt in den USA, wo er zu dieser Zeit lebte, gab es ein Sinfonieorchester und ein Football-Profiteam. Eines Tages standen die Stadtverantwortlichen wegen klammer Kassen vor der Entscheidung: Welche der beiden Einrichtungen wird auch künftig unterstützt? Das Rennen machte der Football, die Musik hörte auf zu spielen. Das Resultat: Laut Nagano wurde aus einer einst intakten Stadt ein Ort mit hoher Kriminalitätsquote, ein sozialer Brennpunkt.

"Kultur ist Menschenrecht und führt das Individuum aus der Herrschaft der Notwendigkeit in die Sphäre der Freiheit". (Kent Nagano)

Es war im Jahr 1992, als zwei Musiker in Salzburg die Köpfe zusammen steckten und Zukunftspläne schmiedeten: Konstantin Hiller und Georg Steinschaden gingen an diesem Tag nicht eher auseinander, bis sie einen Plan ausformuliert hatten - sie gründeten die Salzburger Konzertagentur "Steinschaden & Hiller" mit jenem Ziel, regelmäßige Auftritte zu bestreiten. Am Anfang standen Sonntags-Matineen, doch es kamen schon bald größere Konzerte hinzu. Acht Jahre später schloss sich ihnen Thomas Bodmer an, fortan nannte sich das Unternehmen "Salzburger Konzertgesellschaft".

Heute, Georg Steinschaden ist inzwischen ausgeschieden, hat die Salzburger Konzertgesellschaft rund 70 Musikerinnen und Musiker unter Vertrag. In Füssen im Festspielhaus gastiert am 1. November (19.30 Uhr) ein Barockensemble mit Orchester, Chor und Solisten.