Von Barbara Hell |OberallgäuDen Lebensraum von Pflanzen und Tieren erhalten will die europaweite Initiative "Natura 2000", die die Europäische Union angestoßen hat. Die größte zusammenhängende Moorlandschaft in Schwaben liegt im Ober- und Ostallgäu: Die Moore im Kempter Wald und im Oberen Rottachtal gehören zum so genannten "Fauna-Flora-Habitat-Gebiet" (FFH). Um dieses Naturerbe für die nachfolgenden Generationen zu bewahren, wird nun eine umfangreiche Bestandsanalyse in Gang gesetzt.
Bei einer ersten Informationsveranstaltung mit Grundstücksbesitzern und Fachbehörden im Kurhaus Oy-Mittelberg stellte Ludwig Geitner für das Landwirtschaftsamt Kempten die Eckpfeiler von "Natura 2000" vor. Hintergrund dafür sei der bedrohliche Artenschwund und die Übereinkunft der Umweltkonferenz in Rio 1992, die biologische Vielfalt zu erhalten. Das Ziel von "Natura 2000" sei es, ein Netz von Schutzgebieten zu katalogisieren und zu bewahren.
Folgende Schritte sollen dahin führen:
l Information für Grundstücksbesitzer und Behörden
l Zusammenstellung der Fachgrundlagen (Kartieren, Inventarisieren, Bewerten)
l Entwurf eines Managementplans
l Diskussion und Beratung an einem Runden Tisch mit Beteiligung aller Betroffenen (Fachbehörden, Besitzer) über die Umsetzung des Managementplans
Als Beispiele für denkbare konkrete Projekte nannte Geitner Artenhilfsprogramme, die Chancen für einen sanften Tourismus, Anlage von Dränagen oder Schaffung von Öko- und Ausgleichsflächen.
Die Auswirkungen der ausweisung eines FFH-Gebiets umriss Geitner so:
l Ein Verschlechterungsverbot besagt, dass keine Veränderungen erlaubt sind, die den Lebensraum negativ beeinflussen.
l Kein Verbesserungsgebot: die bisherige Bewirtschaftung ist weiterhin möglich, auch Nutzungsänderungen, allerdings dürfen sie sich nicht wesentlich negativ auswirken. Im Zweifel wird eine Verträglichkeitsprüfung durch die Behörden veranlasst.
l Freiwilligkeit bei Schutzmaßnahmen hat Vorrang vor Hoheit. Es gibt Fördermittel.
Umfassende Einblicke in ihre Fachbereiche gaben Peter Böhm vom Landwirtschaftsamt Krumbach (zuständig für die Waldflächen), Annelies Rek von der Regierung von Schwaben (zuständig für Offenland) und Martin Muth, Gebietsbetreuer für Allgäuer Moore im Bund Naturschutz.
Kritisch merkte ein Waldbesitzer an, dass die Ausgaben fürs FFH-Gebiet auch den Landwirten direkt zur Mitsicherung ihrer Existenz bezahlt werden könne, um das Moor so zu erhalten wie es ist. Dem entgegnete Geitner, dass der Naturschutz der Politik derzeit solchen Einsatz wert sei.