Metastasen in der Leber treten oft mit oder nach einer Erkrankung an Darmkrebs auf, ebenso aber zusammen mit anderen Tumoren. Selten ist der Leberkrebs selbst. Welche lokalen Therapien es gegen ihn gibt und wie die Chancen auf Heilung stehen, war Thema beim Auftakt der Herbst-Vortragsreihe von Forum Krebs.
In einem Satz fasste es Professor Dr. Peter Büchler, Chefarzt der Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, vor mehr als 70 Besuchern im Konferenzraum des Ärztehauses zusammen: 'Am besten ist es, wenn man operieren kann.'
Und obgleich auch in der Strahlentherapie gute Erfolge zu erzielen seien, meinte selbst Dr. Udo Zimmermann, Leitender Arzt der Praxis für Strahlentherapie und Initiator von Forum Krebs: 'Was weg ist, ist weg. An der Stelle kann nichts wiederkommen.'
Anschaulich und mit Bildern unterlegt schilderte Professor Dr. Büchler, wie viel von der Leber ein Mensch überhaupt zum Überleben benötigt – und dass die Leber das einzige Organ ist, das nachwächst.
Büchler unterteilte die Leber in neun kleine Kraftwerke: 'Sie ist neben dem Herzen das wohl wichtigste Organ. Ohne Leber kann ein Mensch nicht leben.' Bei der Entfernung von Teilen der Leber käme es darauf an, dass die Funktionalität erhalten bleibe. Sind die Metastasen an einer Arterie angedockt, grenzen sie an andere wichtige Organe? All das unterscheide sich von Fall zu Fall.
Vor 20 Jahren noch ein Todesurteil
Noch vor 20 Jahren seien Lebermetastasen ein Todesurteil gewesen. Inzwischen überlebe jeder zweite Patient durch eine Operation die kritische Fünf-Jahres-Hürde. Bei einer solchen Operation spiele auch das Alter eines Patienten keine Rolle mehr. Das Gute am Nachwachsen der Leber sei: Sollten sich neue Metastasen bilden, kann man wieder operieren.
'Eine Leber-OP ist eine gute Chance, die Tumorerkrankung in den Griff zu kriegen', sagte Büchler. Oftmals kombiniere man die Operation im Vorfeld mit einer Chemotherapie, denn dann schrumpften in der Regel die Metastasen.
Der Gedanke dabei ist, möglichst viel Restleber zu erhalten. Eine andere Methode der lokalen Therapie ist die 'Verkochung' wie in einer Mikrowelle. Dabei wird die Tumorzelle durch Überhitzung abgetötet, beispielsweise durch hochfrequenten Wechselstrom. Diese Technik gibt es seit 1996. Das Manko: Man benötigt viel Volumen drum herum, um wenig Tumor zu vernichten.
Radiochirurgie – Bestrahlung von außen – kommt in Betracht, wenn sich ein Patient beispielsweise nicht noch ein drittes Mal Metastasen aus der Leber entfernen lassen will – oder wenn angrenzende Körperteile wie Darm oder Rippen gefährdet seien, berichtete Dr. Udo Zimmermann.
'Die Strahlung hemmt die Zellvermehrung und führt zum Zelltod.' In den meisten Fällen werde nur ein einziger Strahlenschuss gesetzt –'und der muss genau treffen'. Anschaulich informierte er über die Methoden, bei der ein Patient teilweise bis zu einer Stunde unbeweglich daliegen muss, um die 'Trefferquote' garantieren zu können.
Die Zuhörer erfuhren auch, dass das Klinikum Kempten nun zu den deutschen Darmkrebs-Zentren gehört. Von der Früherkennung über die Therapie bis zur Nachsorge wird dort alles angeboten. Mit dabei sind auch niedergelassene Ärzte.
Und jeden Mittwoch treffen sich die Fachärzte zu einem 'Tumorboard'. Dabei werden alle Krebspatienten aus dem hiesigen und den Oberallgäuer Kliniken vorgestellt. Geplant ist zudem eine direkte Telekonferenz mit den Krankenhäusern in Immenstadt, Sonthofen und Oberstdorf.