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Kemptener Faschingszug vom Hexenwagen aus betrachtet

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Kemptener Faschingszug vom Hexenwagen aus betrachtet

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    Hexen-Einmaleins: Johlen, johlen, johlen Von Barbara Hell Kempten Es riecht streng nach Diesel, Queen's 'Rock you' lässt das Trommelfell vibrieren, ein plötzlicher Stopp wirft die Mannschaft gegen die Holzbretter. Die Unannehmlichkeiten auf einem Faschingswagen, in diesem Fall auf dem der Laubener Hexen mit ihrem Fanclub, sind aber sofort vergessen, als der Zug in die Kotterner Straße einbiegt und in ein johlendes, winkendes, lachendes Publikum eintaucht.

    Als 'Redaktionshexe' zu Gast bei den Laubenern lernt man das Einmaleins der Faschingslaune schnell: Sorgfältig malt Karin grüne und schwarze Farbkleckse ins bleiche Gesicht, ein Hexenhut auf den Kopf - und den Schlachtruf einüben: 'Horrio, horrio, dia Hexa san do!' Das klappt prima, wenn so erfahrene Oberhexen wie Rita Fischer und Friedl Romeis die Lehrmeisterinnen sind.

    Der unübersichtliche Trupp mit 40 oder 50 Laubenern - die genaue Zahl kennt keiner - schreit und singt sich die Seele aus dem Leib. Vorn mit dabei als Überraschungsei ein veritabler Bürgermeister, nämlich Laubens Rathauschef Berthold Ziegler. Der lüftet ein lange gehütetes Geheimnis: Zwei Kellerräume füllt seine Sammelleidenschaft, die ganz und gar den Überraschungseiern gilt. Mit Kind und Kegel, sprich mit zwei Söhnen und seiner Frau, heizt er die Stimmung kräftig mit an. Stockend geht's die Kotterner Straße hinunter, immer die Hand im Bonbon-Beutel, um Nachschub für das bettelnde Faschingsvolk zu besorgen. Es wird ein Sport daraus, die Süßigkeiten ganz gezielt dem lustigsten Mäschkerle, dem besonders inbrünstig bittenden Bub, dem außergewöhnlich kräftig jubelnden Mann zuzuwerfen. Oh je, da knallt ein Gutsle exakt auf die Nase einer Frau - peinlich, sieht aus, als hätte das weh getan.

    Die 30 Kilogramm mitgebrachten Bonbons auf dem Hexenwagen sind allzu schnell verbraucht. Vergeblich strecken die Kinder den Hexen ihre Hüte und Taschen entgegen. Das Defizit soll durch besonders laute Hexen-Rufe und wildes Fuchteln mit den Hexenbesen ausgeglichen werden. Dem Publikum scheint's zu gefallen, denn es johlt leidenschaftlich mit.

    Am Ziel beim 'Klecks' angekommen, klingen die Stimmen etwas heiser, die Süßigkeiten-Säcke sind leer, der mittransportierte Bierkasten ist noch fast voll, die Kräfte sind verschwunden. Die 'Redaktionshexe' wünscht sich, dass sie auf dem Besen zurück zur Allgäu-Halle fliegen könnte. Doch als Transportmittel erweist sich das Haushalts-Utensil ungeeignet. Dafür muss sie sich auf dem Fußmarsch von einem fröhlichen Passanten anhören, sie soll doch gleich die von Konfetti und Stroh übersäte Straße kehren. Keine Energie mehr für so etwas. Außerdem kommen ja schon die Kehrmaschinen der Straßenreinigung.

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