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Artikel: Kemptener entwickeln ihren Hildegardplatz mit

27. November 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
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Stadtplanung Rund 200 Bürger bringen ihre Gestaltungsvorschläge in offener Planungswerkstatt ein - Oberirdische Parkplätze favorisiert

Von Jochen Sentner |KemptenEin bisschen war es wie bei der Reise nach Jerusalem: Auf einen Gongschlag des Moderators hin erhoben sich alle von ihren Plätzen und nahmen neue vor der nächsten Schautafel im großen Kornhaussaal ein. Allerdings ging es nicht darum, Teilnehmer ausscheiden zu lassen. Im Gegenteil: Die rund 200 Besucher sollten alle dabei bleiben. Mit den Spitzen der Stadtverwaltung und Stadtplanern grübelten sie darüber, wie ein umgestalteter Hildegardplatz aussehen könnte.

Vorab hatte Oberbürgermeister Dr. Ulrich Netzer auf einen arbeitsreichen Abend eingestimmt. Es gehe in der "offenen Planwerkstatt" darum, die Erwartungen der Bürger an ihren künftigen Hildegardplatz auszuloten: "Das sind dann die Kriterien für unsere weitergehende Planung".

Aus einer Wunschliste (siehe Kasten rechts) durften die Teilnehmer ihre Favoriten küren. Dazu klebten sie Punkte auf Bewertungsskalen - je nachdem, wie hoch die jeweilige Eigenschaft im Kurs steht. Bestwerte gab es beispielsweise für den attraktiven städtischen Platz und die gute Erreichbarkeit der Geschäfte. In zwei Lager gespalten sind dagegen Baumbefürworter und Baumgegner - bezogen auf die Gestaltung des Hildegardplatzes. Wenig Interesse herrscht nach den Ergebnissen von Dienstagabend an einem Brunnen auf dem Platz.

Eine Runde mit Kurzvorträgen

Dann begann das Stühlerücken: Experten des Baureferats und der beteiligten Planungsbüros stellten an Schaubildern und Grafiken die Varianten der bisherigen Entwürfe vor (siehe weiterer Kasten). In Kurzvorträgen verwiesen die Fachleute auf die jeweiligen Besonderheiten der Verkehrsführung und der Parkplatz-Situation. Nach einer Runde durch den Saal hatte jeder Besucher jede Präsentation einmal gehört.

Auf Pro- und Kontra-Listen wurden anschließend Argumente zu den Entwürfen gesammelt und Gesamtbewertungen abgegeben.

Die deutlichsten Worte ernteten die Varianten mit 185 Parkplätzen und damit den meisten: "Dafür braucht man kein Geld ausgeben", schrieb ein Teilnehmer auf die Kontra-Seite. "Durchgefallen" kommentierte denn auch Unternehmensberater und Moderator Gerhard Nagel.

Die Pläne mit Tiefgaragen polarisierten das Publikum. "Setzen, Note sechs" beurteilte ein Kritiker die Idee. Andere lobten den luftigen Charakter eines Platzes, auf dem kaum Autos stehen. Unterirdisches Parken hat also sehr wohl seine Befürworter. Viele fürchten aber die hohen Kosten.

Die breiteste Zustimmung ernteten die Vorschläge, die 120 oberirdische Stellflächen auf dem Hildegardplatz und am Kirchberg vorsehen. Und unter diesen Favoriten sprach sich die Mehrheit dafür aus, den Verkehr entlang der Geschäftshäuser im Süden des Platzes abzuwickeln wie es der Plan oben rechts zeigt.