Kempten/Rom | li | Die alljährliche Vereidigung der Schweizer Garde im Vatikan ist eigentlich nur Schweizer Gästen vorbehalten. Für Helmut Finkel aus Kempten und seine Partnerin Vera machte Garde-Kommandant Elmar Mäder eine Ausnahme: Das Paar durfte bei der Vereidigung mit dabei sein und erhielt eine Sonderführung abseits der Touristenwege.
Der Grund für dieses außergewöhnliche Privileg liegt beim Neu-Gardisten Fabio Bortoluzzi. Mit dem zusammen ist Finkel seit vier Jahren als Lektor in der katholischen Kirche in Meiringen im Berner Oberland aktiv. Der ehemalige Ministrant aus Kempten-Lenzfried arbeitet als Stationsleiter einer psychiatrischen Klinik. Jetzt begleitete der 39-jährige Kemptener seinen Freund Fabio zur Schweizer Garde nach Rom, wo dieser vor wenigen Tagen einen Treueeid auf Papst Benedikt XVI. leistete.
'Wir waren bereits am Vorabend in den Vatikan eingeladen und durften die Waffenkammer und das Quartier in der Gardekaserne besichtigen', erzählt Finkel. Bei einem Rundgang durch den Petersdom kam er in einen der geheimsten Orte, die Kammer der Tränen: 'Dort sitzt der Papst nach seiner Wahl.' Der Wahl-Schweizer konnte auch den Schatz der Sixtinischen Kapelle sehen - 'alte Papstgewänder und viele rote Schuhe.'
Am nächsten Tag feierten die Allgäuer eine Messe mit dem Kardinalstaatssekretär, dem Vertreter des Papstes. Nach einem Frühschoppen für Angehörige der Garde zogen 33 junge Männer ihre Festuniform mit Brustpanzer an und marschierten auf den San-Damaso-Hof, wo sie ihren Schwur leisteten. Finkel hat sich über die Historie informiert und weiß, dass der Schwur auf das Jahr 1527 zurück geht.
Damals plünderten deutsche Landsknechte die Stadt. Papst Clemens VIII. konnte unter dem Schutz seiner Schweizergardisten auf die nahe Engelsburg fliehen. Doch von seinen 189 Schweizer Söldnern ließen 127 ihr Leben.
Finkel fragte seinen Freund natürlich auch, warum er zur Garde wollte. 'Ich bin stolz dem Papst zu dienen', erklärt Bortoluzzi, dessen Bruder Renato auch schon Gardist war. Er will aber auch Land, Leute und Sprache kennen lernen. Neben dem Wachdienst in der traditionellen Uniform am Dom sind die Schweizer auch als Personenschützer im dunklen Anzug unterwegs und bereit ihr Leben für den Papst einzusetzen.