Squash Ken Gibson ist das größte Talent beim 1. SC Kempten gewesen Zwischen zwei Operationen der Entschluss: Kein Leistungssport mehr">

Artikel: "Keine Lust, mit 50 eine künstliche Hüfte zu haben"

23. August 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
boxler

Squash Ken Gibson ist das größte Talent beim 1. SC Kempten gewesen Zwischen zwei Operationen der Entschluss: Kein Leistungssport mehr

Von Jürgen Lutz |KemptenKen Gibson (17 Jahre) war die größte Nachwuchs-Hoffnung beim 1. Squash-Club Kempten. Sein größter Erfolg: Europameister mit der Mannschaft (U15) 2006 in Israel. Ende 2007 wurde bei ihm eine Hüftfehlstellung diagnostiziert, die er schon von Geburt an hatte. Im Februar musste er die erste von zwei Hüftoperationen über sich ergehen lassen. Die zweite OP - dann ist die andere Seite der Hüfte an der Reihe - folgt im kommenden Februar. Kurz nach der Operation stellte er sich bei der Aufstiegsrunde im Mai in Stuttgart in den Court, um seiner Mannschaft zu helfen. Er war aber noch nicht voll fit und konnte nicht mit 100 Prozent Einsatz spielen. Das wurde ihm vom Verband als Unsportlichkeit ausgelegt - mit der Folge, dass Kempten im Nachhinein der Aufstieg in die 2. Bundesliga per Verbandsurteil verwehrt wurde (wir berichteten). Wie er damit und der bevorstehenden zweiten Operation umgeht, verrät er derAZ.

Was sagst Du zum Urteil und zur Einschätzung des Verbandes, dass du dich bei der Aufstiegsrunde im Spiel gegen Frankfurt unsportlich verhalten hast?

Ken Gibson: Das ist absolut lächerlich und haarsträubend. Ich glaube, dass der Verband die Gelegenheit genutzt und ein Exempel an mir statuiert hat. Ich war nie angepasst, wie es sich der Verband so vorstellt.

Wie geht es nach deiner Operation?

Gibson: Super. Der Physiotherapeut hat sagt, wenn ich nicht wieder Leistungssport machen wollte, müsste ich gar nicht mehr kommen. Es ist alles hervorragend verheilt.

Willst du denn überhaupt wieder Leistungssport machen?

Gibson: Der Arzt sagt, dass ich wohl mit 50 ein künstliches Hüftgelenk brauche, wenn ich weitermache. Das ist mir dann doch zu gefährlich.

Das heißt, du hörst mit Squash auf?

Gibson: Nein. Ich spiele zu gerne. Außerdem lasse ich die Mannschaft nicht im Stich. Der Verein hat mich stets gefördert und auch auf Position 2 in der Bayernliga spielen lassen, damit ich mich entwickle. Norbert Mayr und Alex Schlichtherle haben mit mir oft trainiert. Mayr ist sogar mit auf die Turniere gefahren, um mich zu coachen. Nur international werde ich nicht mehr spielen.

Hatte die Operation Auswirkungen auf die Schule?

Gibson: Ich habe sechs Wochen gefehlt und musste viel nachlernen. Aber am Ende hat es gut gereicht.

Glaubst du, den Anschluss nach der zweiten OP wieder zu schaffen?

Gibson: David Heath, der bei uns spielt, hatte mal drei Jahre Pause gemacht, weil er nicht mehr motiviert war, und ist wieder reingekommen.

Hast Du einen Ausgleich zu Squash?

Gibson: Ich spiele seit zwei Jahren Golf und habe Handicap 11. Es gibt Leute, die sagen, ich hätte das Talent zum Profi. Das wäre ein Ziel. Tschüss! Ich muss jetzt los, auf den Golfplatz. Bälle sammeln, um ein paar Euro zu verdienen