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Keine Larifari-Antworten, bitte!

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    Keine Larifari-Antworten, bitte!
    Keine Larifari-Antworten, bitte! Foto: Karin Hehl

    Von Freddy Schissler|LeutkirchDer Mann redet gerne. Manchmal auch ohne Punkt und Komma, wenn die Zeit drängt. Aber man hört ihm gerne zu, denn Bernd Dassel hat spannende Geschichten zu erzählen. Seit sechs Jahren lädt der Journalist (moderierte bei SAT.1 das Frühstücksfernsehen und Deutschlandreport) Menschen mit bewegter Lebensgeschichte ein und lässt sie Platz nehmen bei 'Talk im Bock' in Leutkirch. Eine Gesprächsrunde, die sich einen Namen gemacht hat, und es kommt selten vor, dass Stühle frei bleiben. Weder im Bocksaal (200 Plätze), noch in der Mensa des Schulzentrums (400 Plätze) oder - wenn der Gast in aller Munde ist wie Anfang des Jahres CSU-Rebellin Gabriele Pauli - in der Festhalle (bis zu 1000 Plätze).

    Man muss sich wundern. Monat für Monat lotst dieser Bernd Dassel Leute in einen Ort, der nicht gerade am Nabel der Welt liegt. Die Liste mit klingenden Namen ist lang: Arbeitgeber-Präsident Dieter Hundt war dort, Fernsehmoderator Kai Pflaume, die Sportler Henry Maske und Michael Stich, Focus-Chef Helmut Markwort, Ex-Arbeitsminister Walter Riester, Fußball-Trainer Udo Lattek, die Moderatoren Maybrit Illner, Frank Elstner oder Friedrich Nowottny.

    Wie Dassel das schafft, die Prominenz und alle anderen zum Plaudern aus dem Nähkästchen zu bringen? Mit einem dicken Geldbeutel womöglich? 'Nein, so funktioniert das nicht', antwortet der 61-Jährige. Ganz abgesehen davon, dass er die oft üblichen Honorare gar nicht bezahlen könnte. Dassel ist nicht der Finanzminister der Stadt. Also musste eine andere Idee her. Er hat sie vor sechs Jahren gehabt: Der 'Talk im Bock' als eine Art Förderer karitativer Projekte. Das funktioniert so: Zu den Veranstaltungen wird zwar kein Eintritt verlangt, aber um eine Spende gebeten. Der Interview-Gast darf entscheiden, an wen das Gesammelte geht. Und ob er ein Honorar verlangt (das ein Sponsoren-Team übernimmt) oder lieber verzichtet und es dem entsprechenden Projekt zugute kommen lässt. Tennisstar Stich hat lieber gespendet oder auch Maybrit Illner, Claus Kleber und viele mehr.

    Nach 67 Talkrunden sind über 166.000 Euro zusammen gekommen, die unter anderem in Projekte dieser Region flossen. Das verdient Respekt und bestätigt Dassel auf dem nimmermüden Weg, Menschen, die etwas zu sagen haben, öffentlich zu interviewen.

    'Die Gespräche', sagt Dassel, 'sollen unter die Haut gehen.' Keine Larifari-Antworten, bitteschön. Ehrlichkeit sei gefragt, und sollte einer vor dem Talk kommen und ihn darum bitten, gewisse Dinge lieber nicht anzusprechen und sich stattdessen auf Unverfängliches zu konzentrieren, würde Dassel auf die Bremse treten: Ende der Veranstaltung, bevor sie begonnen hat. Vielleicht macht dieser Grundsatz die Qualität der Abende aus. Jedenfalls sagte Frank Elstner über Dassel: 'Ich kenne… Kollegen, die sich eine Scheibe von Ihnen abschneiden könnten in Bezug auf Interviewtechnik.' Ach ja: Auch Elstner verzichtete übrigens aufs Honorar.

    Am Montag, 11. Juli (20 Uhr), ist Bestseller-Autorin Veronika Peters ('Was in zwei Koffer passt') zu Gast in der Mensa.

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