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Kein Jawort im Ballon

Marktoberdorf / Ostallgäu

Kein Jawort im Ballon

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    Trauungen am Freibad-Kiosk im Hagenmoos oder auch am Wertstoffhof werde es künftig nicht geben, sagt Standesbeamter Konrad Wölfle aus Obergünzburg. Eheschließungen müssten in einer "angemessenen Umgebung" (Wölfle) und in "würdiger Form", so Bayerns Innenminister Joachim Hermann, stattfinden. Hermann hatte kürzlich klargestellt, dass Gemeinden selbst entscheiden können, wo Brautleute ihren Bund fürs Leben schließen dürfen.

    "In Oberstdorf wird auf dem Nebelhorn geheiratet", berichtet Konrad Wölfle. "Hier könnte es sein, dass jemand in unser schönen Südseesammlung heiraten möchte." Anfragen gebe es aber noch nicht. Und so leicht gehe das auch nicht, weiß Wölfle. Der Trauort muss offiziell für Eheschließungen gewidmet sein. Und in der Verwaltungsgemeinschaft Obergünzburg sind das nur die Sitzungssäle bzw. Verwaltungen der drei VG-Gemeinden.

    Einen Grund, wieso sich Gemeinden mit ungewöhnlichen Heiratsorten schwertun, nennt Wölfles Kollege Hans Bischof von der VG Biessenhofen. "Vor einem Jahr wollte ein Paar im Heißluftballon heiraten", erzählt Bischof: "Das lehnten wir ab. Wir wissen ja nicht, ob der Ballon überhaupt noch über unserem Zuständigkeitsgebiet fährt.

    " Aus dem selben Grund seien Eheversprechen auf dem Bodensee nur Kür, nicht der formale Akt. Dieser finde zuvor auf Gemeindegebiet statt: Bei einer Lindauer Trauung dürfe das Schiff ja nicht in Schweizer Hoheitsgewässern segeln

    Schöne Räume im Schloss

    In der VG Biessenhofen darf jedenfalls "nur" in den Rathäusern der vier Mitgliedsgemeinden geheiratet werden. Daran ändere sich so schnell nichts, glaubt Bischof: "Darüber entscheidet die VG-Versammlung, die maximal zweimal im Jahr tagt." Im Gegensatz zu Füssen oder Augsburg gebe es in der VG zudem kein historisches Gebäude, das sich für Trauungen anbiete. Für kleinere Hochzeiten empfiehlt er den eigenen Trauraum in Bidingen, der den Charme der historischen Zechenwirtschaft entfaltet. "Der ist persönlicher als die Sitzungssäle."

    Auf schöne Räume im regulären Rathaus verweist auch Standesbeamtin Carolin Enderle in Unterthingau. Sitzungssaal und Flur im historischen Unterthingauer Schloss kämen gut an. "Bei uns heiraten auch viele Auswärtige. Anfragen nach anderen Orten hatten wir noch nicht", betont Enderle.

    Hochzeiter "von Kaufbeuren bis Berlin" traut auch der Bernbeurer Standesbeamte Hermann Waibl. "Schuld" daran sei das schöne Umfeld des neuen Eheschließungsortes Auerberg, den die Kommune erst vergangenes Jahr einrichten ließ. "Damit haben wir das erfüllt, was immer gewünscht wurde", so Waibl. Mit Anfragen nach anderen ungewöhnlichen Orten rechnet er nicht: Andere exponierte Lagen oder attraktive Plätze gebe es im Standesamtsbezirk nicht.

    Wie Bernbeuren hat Marktoberdorf mit Hartmann- und Künstlerhaus schon Alternativen zur Amtsstube im Angebot. "Dabei bleibt es auch", schätzt Standesbeamter Florian Martin. Es sei denn, ein Ort unter freiem Himmel käme dazu. "Früher mussten wir eine Heirat auf einer Gänseblümchenwiese noch ablehnen, weil der Raum geschlossen sein musste", erklärt Martin. Ihm zufolge ist eine Freilufttrauung nach wie vor aber nicht leicht zu realisieren: Der Ort müsse öffentlich zugänglich sein. Es darf also nicht sein, dass ein Privatmann sein Gelände für eine Hochzeit öffnet, anderen Paaren den Zutritt aber verwehrt.

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