Roßhaupten | pas | Über "eine sehr erfreuliche Tatsache" informierte Bürgermeister Thomas Pihusch die Roßhauptener Gemeinderäte: Josef Walk, Roßhauptener Bildhauer, der unter anderem den Mädchenbrunnen in Füssen schuf, verzichtet auf ein Honorar von 1900 Euro und stellt den Betrag der Gemeinde zur Verfügung. Walk hat den Entwurf einer großen Bronze-Tafel zur Erinnerung an Johann Jakob Herkomer, einen der drei berühmten Roßhauptener Söhne, geschaffen. Die große Gedenktafel befindet sich an der Einmündung des Schäfflerwegs in die Jakob-Herkomer-Straße.
Der "Allround-Baukünstler" Johann Jakob Herkomer wurde 1652 im Ortsteil Sameister geboren und hinterließ bemerkenswerte Bauten. Neben der Kirche St. Mang in Füssen ist in der Region die Kapelle neben seinem Elternhaus, der heutigen "Postwirtschaft" in Sameister, das bekannteste Herkomer-Bauwerk. Das auffallende Kreuzkuppel-Kirchlein "Mariä Sieben Schmerzen und Vom Heiligen Grab" wird kurz Sameisterkapelle genannt.
Diese Herkomer-Familienkapelle hat ihre eigene Geschichte. Die ihm ungewöhnliche Bauweise entdeckte der junge Herkomer bei seiner Ausbildungs-Wanderschaft als Bauhandwerker entlang der Via Claudia Augusta in Venetien/Italien. Er skizzierte ihre eigenartige Form. Wieder zurück in Sameister wollte sein Bruder Isaak, dass Johann Jakob ein solches Kirchlein als Grabstätte der Familie Herkomer baute.
Es sollte gleich neben der einträglichen Kutsch-Station der Herkomers in Sameister stehen. Johann Jakob Herkomer zeigte bei diesem Bau sein überragendes Können als Baumeister, Stuckateur, Maler und Bildhauer. Die kleine, 1685 entstandene Kirche erregte wegen ihrer ungewöhnlichen Form Aufmerksamkeit. Herkomer wurde mit weiteren Kirchenentwürfen und -bauten beauftragt.
Seine herausragenden Werke hat Josef Walk neben dem Konterfei Herkomers auf der Gedenktafel verewigt: Kloster und Klosterkirche St. Mang in Füssen, Klosterkirche in Weingarten, Entwurf für den St. Jakobsdom in Innsbruck, St. Lorenz in Kempten und St. Moritz in Augsburg. Seiner Heimatgemeinde Roßhaupten baute er noch die Wallfahrtskirche Maria Steinach.
Die Gemeinde Roßhaupten erinnert an ihren großen Sohn aber nicht nur mit der Bronzetafel und einer nach Herkomer benannten Straße (siehe Info-Block). Im Dorfmuseum im Pfannerhaus ist dem talentierten Baumeister und Sohn der Gemeinde ein eigener Raum gewidmet. Darin wird unter anderem sein akkurates Abrechnungsbuch gezeigt.