Regionalmanager: Vorhaben der SG Scheidegg wird nicht gefördert Lindenberg/Westallgäu Mehrere Millionen Euro sind über das EU-Programm Leader + ins Westallgäu geflossen. Freilich wird nicht alles gefördert, was sich Gemeinden und Vereine wünschen. Die Sportgemeinde Scheidegg beispielsweise wird wohl auf den erhofften Zuschuss für eine neue Sporthalle verzichten müssen. Was, wa-rum gefördert wird - darüber hat unser Redaktionsmitglied Peter Mittermeier mit Regionalmanager Rolf Eberhardt gesprochen..
Die Sportgemeinde (SG) Scheidegg will mit Hilfe von Leader eine Sporthalle bauen. Kann die SG mit Zuschüssen rechnen?Rolf Eberhardt: So wie sich das Vorhaben darstellt nein. Warum?Eberhardt: Aus zwei Gründen. Der erste ist ein formaler. Wer auf Leader-Zuschüsse hofft, sollte sich sehr früh mit den zuständigen Stellen abstimmen, also der lokalen Aktionsgruppe und dem Amt für Landwirtschaft und Forsten in Kempten, bevor er in die Öffentlichkeit geht und über Mittel spekuliert. Das ist in diesem Fall nicht geschehen. Ich habe aus der Zeitung erfahren, dass mit Zuschüssen von Leader eine Turnhalle gebaut werden soll. Das ist das eine, das andere ist ein inhaltlicher Grund: Ein Projekt muss einen Beitrag zur Regionalentwicklung leisten und in unser Regionalkonzept passen. Zudem muss ein Impuls von ihm ausgehen, also für die Gemeinde etwas bewegen. Eine Sporthalle hilft aber sehr Vielen Eberhardt: Das allein reicht nicht. Da könnte, überspitzt formuliert, jeder große Verein kommen und einen Antrag auf ein Heim stellen. Es muss im konkreten Fall sehr weit über die Sanierung einer Halle hinausgehen. Es müsste ein wichtiges Zentrum für die Gemeinde entstehen und gleichzeitig ein Impuls für den Ort gesetzt werden, also etwas in Bewegung bringen. Und es muss innovativ sein, das gleiche darf es also nicht schon in zehn anderen Gemeinden geben. Die SG Scheidegg wollte die Zuschüsse über besondere Angebote für Behinderte gewinnen. Warum genügt das nicht?Eberhardt: Der Grundsatz, verschiedene Bevölkerungsgruppen in so eine Halle zu bringen, ist sicher sinnvoll. Dann stellt sich aber die Frage, ob es ein Angebot ist für Externe, die in Scheidegg Behindertensport-Veranstaltungen abhalten wollen oder ob es einer großen Schicht der Gemeinde Scheidegg etwas bringt. Das muss ich schlüssig darlegen können. Es reicht also sicher nicht, nur eine behindertengerechte Halle bauen zu wollen. Leader fördert aber auch den Umbau der Iberghalle in Maierhöfen. Eberhardt: Da sind all diese Punkte erfüllt. Anfangs ging es in Maierhöfen nur darum Räume zwischen der Kirche und der Gemeinde zu tauschen. In dem Zug hätte die Gemeinde eine neue Aussegnungshalle bekommen. Da war schnell klar, in der Weise kann das Vorhaben nicht gefördert werden. Da fehlte es an Innovation und auch an dem Effekt für den Ort. Dann gab es Gespräche mit der Gemeinde und Vereinen. Jetzt entsteht ein Zentrum für Jugendliche, beispielsweise mit Räumen für die Landjugend, einem Abenteuerspielplatz, Beachvolleyball und Möglichkeit zum Skaten. Bisher werden die Maierhöfener Jugendlichen stark von Isny angezogen. Mit der Folge, dass darunter das Dorfleben leidet. Dem wirken wir entgegen. Wir haben am Ende also etwas anderes geschaffen als anfangs geplant wurde. Das ist bei vielen Projekten so. Dadurch werden die Vorhaben aber oft teurer. Eberhardt: Die Projekte werden in der Regel besser. Das ist der Haupteffekt. Häufig werden sie auch teurer, das wird durch die Zuschüsse aber mehr als ausgeglichen. Die Förderstelle in Kempten setzt hohe Maßstäbe an die Qualität der Projekte, setzt sich aber auch mit allen Beteiligten an einen Tisch und hilft dann bei der Problemlösung. Noch einmal Scheidegg. Leader fördert zwar nicht die Sporthalle aber den Umbau der Felsenschanze. Warum?Eberhardt: Die Sprungschanze ist sicher nicht unumstritten. Weil der Nutzen der Anlage für die Gemeinde Scheidegg nicht auf den ersten Blick offensichtlich ist, wird im Moment eine Machbarkeitsstudie erstellt. Wir haben gesagt: warum versucht man nicht ein Netzwerk zu knüpfen, um damit einen Nutzen zu schaffen, der weit über den Skiclub hinaus geht. Da geht es um Veranstaltungen und Gästespringen und darum, einen Schwerpunkt der Gemeinde zu berücksichtigen. Das sind die Kliniken, die teils auch eine psychosomatische Ausrichtung haben. Die können die Schanze nutzen. Das stärkt den Standort Scheidegg. Um es klar zu machen: Wenn die gleiche Schanze beispielsweise in Gestratz stehen würde, wo der Fremdenverkehr keine so große Rolle spielt und wo es keine Kurklinik gibt, käme eine Förderung über Leader nicht in Frage, weil es dann nur ein reines Sportprogramm wäre. Und dafür gibt es bei Leader kein Geld. Aber normale Patienten werden in Scheidegg kaum die Schanze hinunterspringen Eberhardt: In erster Linie ist auch nicht ans Springen gedacht. Im Rahmen einer Therapie, beispielsweise wenn es um ein Thema wie Selbsterfahrung geht, kann es schon nützlich sein, mit den Patienten auf den Sprungturm zu gehen oder den Schanzenhügel hinunterzufahren. Und Geübte können durchaus auch von der kleinen Schanze springen. Letztendlich wird dann anhand der Ergebnisse der Machbarkeitsstudie von der Förderstelle und der LAG entschieden, ob es zu einer Förderung kommt.