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Kein Fernsehen im ewigen Eis

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Kein Fernsehen im ewigen Eis

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    Kein Fernsehen im ewigen Eis
    Kein Fernsehen im ewigen Eis Foto: hermann ernst

    Eigentlich ist Fabian Zahnd "schon eher der Wintertyp", geht gerne Skifahren und Langlaufen. Mit Kälte, Schnee und Eis ist er gut vertraut. Was den 29-Jährigen aus Hegge (Oberallgäu) jedoch in den kommenden Monaten erwartet, lässt den Allgäuer Winter im Vergleich wie ein erholsam-kuscheliges Wellness-Vergnügen erscheinen.

    Außentemperaturen über minus 50 Grad Celsius, dazu Dunkelheit rund um die Uhr: Selbst Hartgesottenen läuft beim Gedanken an die Antarktis mitunter ein kalter Schauer über den Rücken. Dort, wo das Eis sprichwörtlich "ewig" währt, wird Zahnd als Elektroingenieur in der deutschen "Neumayer-Station III" des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung arbeiten. "15 Monate in der Kälte, das reizt mich, das möchte ich erleben", sagt der Akademiker, der in Kempten Elektrotechnik studiert hat, über seinen neuen Job.

    Eine Fernsehreportage über Polarexpeditionen habe ihn vor Jahresfrist neugierig gemacht. Bei weiteren Recherchen im Internet sei er schließlich über jene Stellenanzeige des Forschungsinstituts gestolpert. "Die fachlichen Anforderungen habe ich erfüllt und mich deshalb auf gut Glück beworben", berichtet Zahnd.

    Seine Pluspunkte: Als Bereitschaftsleiter und Ausbilder bei der Kemptener Bergwacht und Mitglied der Feuerwehr Hegge brachte er bereits viel der erwünschten Erfahrung mit. Nach einer gründlichen medizinischen Eignungsuntersuchung bekam er die Zusage für dieses "einmalige Abenteuer".

    Intensive Vorbereitung

    Seither liegen drei Monate intensiver Vorbereitung hinter ihm: Zehn Tage auf dem Gurgler Gletscher in den Öztaler Alpen, wo Spaltenbergung, Sicherung und Materialkunde auf dem Programm standen, eine Woche Brandschutzkurs auf einem Marinestützpunkt an der Ostsee.

    Hinzu kamen zahlreiche Schulungen bei Firmen, die die Station mit Ausrüstung beliefern und für deren Bedienung, Wartung und Reparatur der Ingenieur künftig zuständig sein wird. "Die Vielseitigkeit der Technik ist eine echte Herausforderung", erklärt er.

    Von Wind- und Blockheizkraftwerk über Kläranlage und Lüftung bis hin zu Pistenbully und Motorschlitten: Zusammen mit einem Betriebsingenieur muss er die Station technisch am Laufen halten - spätestens ab Ende Februar. Dann tritt auf der Südhalbkugel der "richtige Winter" ein. Von den derzeit rund 50 Bewohnern der Station überwintern nur neun - darunter Arzt, Koch, mehrere Wissenschaftler und eben die Techniker. "Weil wegen der extremen Kälte kein Flug- oder Schiffsverkehr möglich ist, sind wir für ein halbes Jahr von der Außenwelt abgeschnitten", sagt Zahnd.

    Noch sei ihm deswegen kaum mulmig zumute. "Aber der Lagerkoller wird kommen. Mit dieser Erfahrung muss man wohl umgehen lernen. Für mich ist so eine Situation etwas völlig Neues."

    Ablenkung in der Freizeit sei dann enorm wichtig. "Ich habe Langlaufski dabei und meinen PC, es gibt eine große Bibliothek und viel Filmmaterial. Auch Gitarre spielen möchte ich mir beibringen. Nur Fernsehempfang haben wir dort nicht", erzählt der Allgäuer. Ansonsten ist das Team in der eisigen Einöde aber "optimal" versorgt. "Wir wohnen ja nicht im Zelt, die Bedingungen sind kontrolliert. Ich mache mir da keinen Kopf, sondern freue mich auf diese super Erfahrung", so Zahnd.

    Infos aus der Heimat

    Zumal der Kontakt nach außen über Satellitentelefon und Internet ständig besteht. "Sogar die Allgäuer Zeitung ist als E-Paper dabei. Aus der Heimat entgeht mir also nichts", sagt er schmunzelnd. Beim Blick auf den Allgäuer Wetterbericht wird es ihm sicher wohlig warm werden.

    Fabian Zahnd

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