Hopferau/Lechbruck | von felix frasch: Kein Arzt, keine Hebamme, kein Ehemann

2. Januar 2009 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
felix frasch

Neujahrsbabys - Zwei Menschen, die einst am 1. Januar geboren sind, berichten von Unwegsamkeiten bei der Entbindung, warum man besser ins Wiegenfest hineinfeiert - und was inzwischen aus ihnen geworden ist

"Mein Mann hat gerade nach der Hebamme gesucht und der Arzt war auch noch nicht da", erinnert sich Heidemaries Mutter, Herta Meyer, an die Silvesternacht 1961 in Peißenberg. Schließlich kam es, wie es kommen musste: Weder Arzt, Hebamme noch Ehemann waren zur Stelle. "Es bleibt einem in einer solchen Situation ja nichts anderes übrig", sagt Meyer lachend. So habe die kleine Heidemarie zu Hause am 1. Januar gegen 1 Uhr das Licht der Welt erblickt - sechs Wochen vor dem eigentlichen Termin. "Ich hatte damals eine starke Unterkühlung. Weil niemand wusste, ob ich durchkomme, wurde der Pfarrer verständigt, damit ich eine Not-Taufe bekomme", so Hartmann. "Doch dann ist sie groß und stark geworden", freut sich Mutter Herta.

Sechs Wochen zu früh

Mittlerweile hat das Frühchen von einst selbst eine 19-jährige Tochter sowie einen 15-jährigen Sohn. Sie wohnt mit ihrem Mann bereits seit über 20 Jahren in Lechbruck. Und was wünscht sie sich heuer zum Geburtstag? "Gesundheit für die Familie, und dass es für meinen Mann und meine Kinder gut in der Arbeit läuft", sagt Hartmann, die ganz und gar nicht findet, dass sie etwas Besonderes sei. Ihren Geburtstag feiert sie am liebsten im engsten Kreis der Familie, verrät sie.

Keine Komplikationen und doch viel Aufregung gab es 23 Jahre später, als Christian Hauser im Füssener Krankenhaus das Licht der Welt erblickte. Vater Anton hatte am Silvesterabend noch mit der Kapelle in Schwangau musiziert. "Meine Schwiegermutter und meine Schwägerin haben beide vor Aufregung ihre Autoschlüssel nicht gefunden", erinnert sich Mutter Helene Hauser.

Nachdem Mann Anton als Alphornbläser unabkömmlich gewesen sei, wurde schließlich ein Musikkollege losgeschickt, der die werdende Mutter ins Krankenhaus gefahren habe. "Mein Mann kam aber noch rechtzeitig - zwei Stunden, bevor Christian zur Welt kam." Und alles wurde gut: Aus 3,4 Kilo und 52 Zentimetern sind mittlerweile 83 Kilo geworden, die sich auf 1,80 Meter verteilen.

Christian, der bei Deckel Maho in Pfronten als Mechaniker arbeitet, kann seinem exklusiven Wiegenfest durchaus etwas abgewinnen: "Es ist gut, weil der Tag mit einem Feuerwerk beginnt und man immer frei hat", ist der 24-Jährige überzeugt. Jedoch sei es in seinem Fall besser, in den Geburtstag hineinzufeiern: "Am 1. Januar sind alle noch von Silvester geschädigt - da würde keiner kommen", sagt er und lächelt.