Der junge Mann fühlt sich sichtlich unwohl. Er ist kleinlaut und nervös. Was ihn denn für eine Strafe erwarte, will er von den beiden Polizisten wissen. Julia Seitz, Polizeiobermeisterin, und Polizeihauptmeister Jürgen Jäckel sind in dieser Nacht auf Streife unterwegs. Er ist seit 1996 dabei, sie seit fünf Jahren. An einer Tankstelle in der Sudetenstraße in Neugablonz machen die beiden Halt. Eine Routinekontrolle. Der junge Mann wird dabei prompt nahe der Zapfsäulen beim Rauchen ertappt.
Eine Ordnungswidrigkeit. Zwischen 50 und 100 Euro müsse er wohl bezahlen, erklärt Jäckel. Im Protokoll wird später stehen, dass der Mann seinen Fehler einräumte. "Das war eine Dummheit", sagt er gegenüber den Beamten. Es ist Freitagabend. Drei Streifen sind im Einsatz. Schließlich gebe es gerade zu Beginn des Wochenendes genug zu tun, erzählt Andreas Dahlke. Der Polizeihauptkommissar ist in dieser Nacht Dienstgruppenleiter, nimmt Notrufe entgegen, gibt die Einsätze ins polizeiliche Computersystem ein, überwacht den Funk und teilt die Kollegen entsprechend ein. Eine fixe Fahrtstrecke gibt es nicht. "Die Streifen sind flexibel und fahren dorthin, wo sie gebraucht werden", sagt Dahlke. Überall zwischen Pforzen und Biessenhofen, zwischen Sachsenrieder Forst und Obergünzburg. Was dabei auf die Polizisten zukommt, wissen sie nicht. Jeder Tag ist anders, jede Stunde, sogar jede Minute.
Seitz und Jäckel sind auf dem Weg in die Kaiser-Max-Straße. In der Neugablonzer Straße entdeckt Seitz zwei Radfahrer. Das Pärchen ist ohne Licht unterwegs. Doch als der Streifenwagen am Straßenrand anhält und die beiden Polizisten aussteigen, haben die Radler wohl den Ernst der Lage verstanden. Sie steigen ab und schieben. Eine Ermahnung gibt es trotzdem. "Wenn sie kein Licht haben, müssen Sie immer schieben. Nicht erst, wenn sie die Polizei sehen", sagt Jäckel. Die Frau und der Mann nicken, wünschen eine gute Nacht und gehen weiter.
Vor dem Rathaus angekommen, kontrollieren die Polizisten die Zufahrt über das Rosenthal. Von 20 bis 6 Uhr ist die für den Durchgangsverkehr gesperrt. Und doch halten sich viele Autofahrer nicht daran. Vier werden innerhalb weniger Minuten gestoppt. 15 Euro kostet das Fehlverhalten.
Ein junger Mann meint, er habe vom Verbot nichts gewusst. Doch Seitz kontert: "Unwissenheit schützt nicht vor Strafe." Wenige Worte reichen. Freundliche, aber eindringliche. Papiere kontrollieren, belehren, Verwarnungsbescheide ausschreiben. Zum Verschnaufen kommen die beiden Beamten nicht. Noch während der letzte Falschfahrer seine Geldbuße bezahlt, kommt schon der nächste Notruf: Eine Schlägerei habe es gegeben, beim Freischießen in Obergünzburg. Der Täter ist flüchtig, das Opfer auf dem Weg ins Krankenhaus. Und dorthin machen sich auch Seitz und Jäckel auf.
Noch im Warteraum der Klinik befragen sie einen ersten Zeugen. Einen Freund des Opfers. Es habe zunächst eine verbale Auseinandersetzung gegeben, dann habe sein Kumpel einen Faustschlag abbekommen. Jetzt wird er einen Raum weiter über dem Auge genäht.
Kein Alkohol am Steuer
Es ist schon weit nach Mitternacht, die beiden 17-Jährigen sind angetrunken. 1,1 Promille zeigt der Alkoholtest bei einem der beiden. Es sei noch "richtig was los" in der Stadt, erzählen sie. Für die beiden Polizisten Grund genug, noch in Obergünzburg zu bleiben. Und in der Tat: Auf dem Festplatz tummeln sich noch die Massen, an der Bar wird Schnaps und Bier ausgeschenkt. Seitz und Jäckel postieren sich an der Straße nach Günzach. Zur Verkehrskontrolle. Doch die Fahrer halten sich alle an die Spielregeln: Kein Alkohol am Steuer.
Es ist vorerst das Ende einer langen Dienstfahrt. Auf dem Rückweg wird per Funk kurz vor der Dienststelle eine weitere Schlägerei durchgegeben. Doch das ist jetzt erst einmal Sache der Kollegen. Und die sind schon unterwegs - mit Blaulicht durch die Kaufbeurer Nacht.