Allgäu: Kassen wollen Konflikt mit Fachärzten nicht eskalieren lassen

21. Januar 2009 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Honorarstreit - Kommt es hart auf hart, sind aber auch Disziplinarmaßnahmen oder ein Zulassungsentzug möglich

Der Konflikt darf nicht eskalieren. Darin sind sich Allgäuer Verantwortliche von AOK und Barmer Ersatzkasse einig. Der Dialog mit den Ärzten habe für sie weiter Priorität - auch nachdem 50 schwäbische Mediziner im Streit um die Honorarumstellung, wie berichtet, nur noch gegen Kostenerstattungszusage der Kassen operieren wollen.

Für Günther Erdtl, Direktor der AOK Kempten/Oberallgäu, ist dieser Beschluss eine "Drohgebärde". Sanktionen gegen die 50 Ärzte würden seiner Ansicht nach aber nur Öl ins Feuer gießen. Auf regionaler Ebene sei das Problem ohnehin nicht lösbar. Jedoch verstoße ein Vertragsarzt, der Behandlungen verweigert, gegen seine Vereinbarung mit der Kassenärtzlichen Vereinigung Bayern (KVB). Es sei aber nicht Aufgabe der Kassen, darüber zu befinden.

Auch Helmut Brandl, Barmer-Regionalgeschäftsführer Süd-West Bayern will in erster Linie "auf die Ärzte zugehen". Er findet aber auch schärfere Worte: "Kommt es hart auf hart, werden wir mit anderen Kassen überlegen, ob wir Privatrechnungen an Patienten bezahlen und die Beträge dem Arzt über die KVB-Erstattung wieder abziehen. Das ist zwar rechtlich nicht ganz sauber. Aber das ist die Aktion der Ärzte auch nicht."

Schließlich hätten sich Vertragsärzte gegenüber der KVB verpflichtet, auf Krankenkassenkarte zu behandeln. Ärzte, die das verweigern, werden laut Brandl vertragsbrüchig. Das sei Grund genug, um vor einem Beschwerdeausschuss Disziplinarmaßnahmen oder sogar den Entzug der ärztlichen Zulassung zu erwirken.

"Einen Patienten nicht zu behandeln, ist für Vertragsärzte unzulässig", heißt es auch bei der KVB. Trotzdem werden dort laut Pressemitteilung die Sorgen der Ärzte ernst genommen. Es werde Beratung angeboten und an Lösungen gearbeitet.

Trotz aller Diskussion muss aber laut Erdtl niemand Angst haben, dass er im Notfall nicht behandelt wird. "Es ist Aufgabe der KVB, die medizinische Versorgung sicherzustellen und das hat sie zugesagt", so der AOK-Direktor. Geht es allerdings um Therapien oder Vorsorgeuntersuchungen, entscheidet der Arzt wann und wie diese stattfinden.

So geschehen zum Beispiel, als ein Urologe bei der regelmäßigen Ultraschalluntersuchung der Prostata eines 77-Jährigen nicht wie gewohnt die Nieren mit prüfte. Stattdessen gab er dem Mann dafür einen Termin im nächten Quartal. Als Grund nannte er laut seinem Patienten: Das Budget reiche jetzt nicht mehr aus.