An Karfreitag zum Frühstück ein frisch gelegtes Ei - das ließ sich der Bauer früher vielerorts nicht nehmen. Denn "Karfreitagseier" galten nicht nur als besonders haltbar, sondern auch als wunderkräftig: Den Landwirt sollte es vor einem Leistenbruch bewahren.
Eine von vielen kleinen zauberbehafteten Geschichten, von denen eine Ausstellung im Bergbauernmuseum in Diepolz berichtet. Vorgestellt werden unter dem Titel "Vom Agathabrot zum Barbarazweig" die Bräuche im Bergbauernjahr. Rund 80 Bilder und Objekte haben die Kuratorinnen Catrin Weh und Bärbel Bentele seit Anfang des Jahres zusammengetragen. Die Bilder öffnen ein Fenster in die Vergangenheit, erzählen von der langen Tradition der Bräuche. Die Gegenstände von der Butzenlarve aus Bad Hindelang bis zur Kinderkrippe, von Kinderhand als Alphütte gestaltet, seien häufig noch in Gebrauch, erzählt Catrin Weh (38), Mitarbeiterin im Museum. Viele stammten aus Privatbesitz so wie das Fläschchen mit dem Dreifaltigkeitswasser. Weh fand die kleine randvoll gefüllte Flasche aus dem Jahr 1966 auf dem Dachboden ihres Großvaters Max Weh. Regenwasser, am Dreifaltigkeitssonntag aufgefangen, wurde eine besondere Heilkraft bei Brandwunden zugeschrieben.
Einige Schritte weiter hängt ein vertrocknetes Kränzlein: Auch mit diesem Ausstellungsstück habe es eine besondere Bewandtnis, erläutert die Kuratorin. Kränze, die aus den Birken neben den Fronleichnamsaltären geflochten wurden, versprachen - ans Fenster gehängt - Schutz vor Blitzschlag. Ebenfalls beliebt bei Unwettern waren schwarze Gewitterkerzen: Sie stammten aus Altötting oder Andechs und wurden an Lichtmess am 2. Februar geweiht. Zusammen mit dem Kerzenvorrat für das ganze Jahr. Mit religiösen Motiven bunt bemalte Wachsstöcke gehörten ebenfalls dazu: Sie fanden ihren Platz im Herrgottswinkel.
Von einer Mischung aus Frömmigkeit und Aberglauben spricht Christine Müller, wissenschaftliche Leiterin des Bergbauernmuseums. Die Bräuche dienten zur Alltagsbewältigung, boten Schutz und Orientierung. Und sie kennzeichneten den Wechsel der Jahreszeiten, regelten das Leben in der Gemeinschaft: Im Fasching und in der Freinacht etwa konnten die Menschen Chaos und Unordnung zulassen. Im Jahreskreis von Lichtmess bis Dreikönig können sich die Besucher von den zahlreichen Bräuchen ein Bild verschaffen, auch mit einem Film über den Funken und einer Hörprobe aus den Erinnerungen eines Ostrachtaler Bergbauernbuben - in Mundart und Hochdeutsch.
Die Sonderausstellung ist vom Ostersonntag, 24. April, bis zum 24. Juli täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.