Obergünzburg | sg | Ganz hellhörig wurde Bürgermeister Lars Leveringhaus bei einem Konzert, das der Blöcktacher Autor und Liedermacher Ernst T. Mader und die Kemptener Sängerin Lis Schubert im vergangenen Jahr im Rathaussaal gaben: Mader las Teile aus seiner dokumentarischen Erzählung über den Obergünzburger Kapitän Karl Nauer (1874 - 1962) vor. Dessen Südseesammlung bekommt derzeit in seinem Heimatort Obergünzburg ein eigenes Museum. Was lag da näher, als sich die biographische Auseinandersetzung Maders mit dem Allgäuer Seefahrer im Zuge seiner Mitarbeit beim Bayerischen Rundfunk erarbeitet hatte, zu sichern? Nun liegt das Buch mit dem Titel "Karl Nauer - Wie die Südsee ins Allgäu kam" gedruckt vor.
In der Südsee als Seemann und Sammler unterwegs
Mader schildert die Geschichte des Obergünzburger Seidensiedersohnes, der als Schiffskapitän die Weltmeere bereiste. Im Dienst der Bremer Reederei Norddeutsche Lloyd war er von 1903 bis 1913 in der deutschen Kolonie Deutsch-Neuguinea unterwegs, auch mit dem Auftrag, Kunstgegenstände aus dieser Region zu sammeln. Sie haben heute einen Platz in Völkerkundemuseen in Bremen, Stuttgart, Leipzig und München. Daneben sammelte Nauer für sich privat. Einen Teil dieser Sammlung vermachte er seinem Heimatort Obergünzburg.
In den 60er Jahren waren die Exponate - wie bereits 1913 einmal - bei einer Ausstellung im Pfarrstadel der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. Viele Jahre aber waren sie in verschiedenen Lagerstätten verschlossen. Bis jetzt der langgehegte Wunsch einiger Obergünzburger wahr wurde und ein Museum errichtet wurde: Im kommenden Frühjahr soll das Südseemuseum eröffnet werden.
Es war also Kapitän Nauer, der die Südsee ins Allgäu brachte. Mader schildert dies in seiner dokumentarischen Erzählung, für die er viele Quellen nutzte. Dazu zählt das Buch "Anker auf!", in dem Nauers Freund Otfrid von Hanstein Nauers Leben aus der Erinnerung an Gespräche mit dem Obergünzburger Kapitän erzählt. Auch Nauers Großneffe Dr. Ernst Aichner hat er befragt.
Als Quelle diente unter anderem auch die Magisterarbeit, "Karl Nauer - Ein Sammler in der Südsee", die Andrea Müller 2002 in Bremen schrieb. Er beruft sich auch auf einen Brief, der in Privatbesitz einer Obergünzburgerin ist, die den Kapitän persönlich kannte oder auf Veröffentlichungen in Magazinen.
Mader erzählt auf den rund 60 Seiten des Buches aber auch die Geschichte jener Zeit, in der Nauer lebte. Kolonialzeit, Erster Weltkrieg, Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit - weltpolitische Ereignisse, die auch Nauers Leben und Denken bestimmten.
Mit dem Ersten Weltkrieg waren die Kolonien verloren und Nauer arbeitslos. In Probstried bei Kempten versuchte er sich als Landwirt. 1923 nutzte er die Gelegenheit, wieder zur See zu fahren - diesmal auf der Südamerikaroute, die zu dieser Zeit viele Deutsche Auswanderer beförderte. Er ließ sich in Argentinien nieder, wo er 1960 als erfolgreicher Geschäftsmann und Farmer stirbt.
Die Monografie über Kapitän Nauer ist im Verlag An der Säge, Blöcktach, erschienen und kostet 7,50 Euro. Erhältlich ist sie im Heimatmuseum Obergünzburg.