Buchloe (lb). - Abtauchen in eine ganz eigene Welt und Szenerie und dabei doch am Ort bleiben: Schon seit Jahren ist das in Form verschiedener thematischer Lager am Buchloer Stadtrand im Programm der Sommer-Ferienfreizeit ein großer Renner. Nachdem in den ersten beiden Ferienwochen Indianer und Robin-Hood-Gesellen die Wiese an der Eschenlohmühle bevölkerten (wir berichteten), ließen sich in den vergangenen drei Tagen nun 41 Kinder, darunter sechs 'Quotenbuben', in die Welt von '1001 Nacht' entführen. Schon zum dritten Mal wurde heuer der Ausflug in den Kosmos arabischer Märchen und Mythen angeboten. Dieses Mal hatte sich aber eine völlig neue Mannschaft aus Betreuern unter Leitung von Doris Neuner zusammengefunden. Insgesamt 20 Haremsdamen und ein Sultan (Hermann Neuner), bastelten, tanzten und spielten mit den Kindern zwischen sechs und 13 Jahren. Viel Spaß am Verkleiden und an kreativen Ideen war bei Alt und Jung angesagt: Jeder musste sich sein passendes Outfit, soweit nicht schon die heimische Faschingskiste einen gewissen Grundstock hergab, erst selbst anfertigen oder vervollkommnen. Während die Mädchen dabei nach Herzenslust mit viel glitzerndem Material experimentierten, um sich zum Beispiel ein Klimper-Hüfttuch, Schleierkopfschmuck, eine Schatzkiste oder ein Kaleidoskop zu basteln, war bei den Buben vor allem das Anfertigen eines oder auch mehrerer Krummsäbel aus Sperrholz gefragt.'Mehrere Eltern haben es ausdrücklich begrüßt, dass mit dem 1001 Nacht-Lager etwas angeboten wird, das im Gegensatz zum Indianer- oder Robin-Hood-Lager endlich einmal eher die Mädchen anspricht', erzählt Doris Neuner. 'Aber', so fügt sie gleich hinzu, ' wir vergessen natürlich auch die Buben nicht.'
'Echt starke' Fakirschule Im Gespräch mit den Kindern wird das bestätigt: Stephan und Moritz, beide elf Jahre alt, hat am besten das Kamelreiten gefallen, der Höhepunkt am Donnerstag. Aber auch das Basteln eines Regenstabes, das Bemalen von Seidentüchern oder Geschicklichkeitsspiele wie das Balancieren von Büchern kamen bei ihnen gut an. Gemeinsam mit dem neunjährigen Vincent betonen sie, dass auch die 'Fakirschule' mit den Glasscherben, die man am Mittwoch im Zelt besuchen konnte, 'echt stark' gewesen sei. Übrigens wurde, so eine der Betreuerinnen, der sicherheitshalber mitgeführte Pflastervorrat nicht benötigt. Mit den vielen Mädchen habe man kein Problem gehabt, sogar gelegentlich Gentleman-Qualitäten entwickelt und sich - speziell beim Thema Fakir - 'nicht vordrängeln wollen', berichten die Buben weiter. Auch die Mädchen hatten ihre Lieblingsaktionen: Stefanie und Verena (beide neun Jahre alt) sowie die siebenjährige Antonia schätzten die Seidentuch- und Regenrohr-Basteleien, die Glasscherben-Mutprobe, aber auch die Märchenerzählerin, die am ersten Tag 'Aladin und die Wunderlampe' vortrug. Gerne ließen sich die Kinder vor bemalten Betttüchern in vollem 'Ornat' fotografieren, um für die Bilder dann fantasievoll gestaltete Rahmen zu basteln. Schminken, das Fertigen von Tamburins und Tanzstöcken aus Naturmaterialien sowie selbst aufgefädelte Fuß- und Handketten für den gemeinsamen Bauchtanz gehörten ebenfalls zum Lager-Programm; ein originelles Andenken dürften auch die Namensschilder für jeden auf echt Arabisch sein. Ein besonderer Höhepunkt war neben dem Besuch einer Wahrsagerin am Abschlusstag das Kamelreiten am Donnerstag, bei dem es geduldig und erwartungsvoll anstehen hieß, bis man an der Reihe war. Stimmte auch das Ambiente mit grünem Gras anstatt gelber Sanddünen nicht ganz, erhielten doch alle eine Ahnung davon, warum das Kamel auch 'Wüstenschiff' genannt wird. Eine Erfahrung, die sich nach den Kindern auch die Betreuer nicht entgehen ließen. Das Team, so viel verriet Neuner, habe bereits beim Lager-Aufbau nur so vor neuen Ideen für den nächsten Sommer gesprüht.